Quantcast
Channel: Hochtouren – ulligunde.com
Viewing all 34 articles
Browse latest View live

Behind the Scenes einer Pressereise: Graubünden Nachwuchspreis für Reisejournalisten 2012

$
0
0

image

Urlaub auf Kosten anderer, inklusive Aussicht auf ein Preisgeld von 1500 SFr.

Als die Anfrage von Graubünden Tourismus kam, ob  jemand aus der ALPSTEIN Redaktion Lust auf den Graubünden Nachwuchspreis für Reisejournalisten haben würde, zögerte ich nicht lange. Noch nie habe ich eine Pressereise mitgemacht, noch nie habe ich meine Schreibkünste mit anderen gemessen, noch nie hat jemand zu mir gesagt: “wir können für Sie eigentlich alles organisieren”.
Nach der Zusage ging es daran, drei Themenvorschläge zu machen. Was macht man in Graubünden? Worüber kann man schreiben? Es muss eine Reportage werden ….was ist eine Reportage?? Ich hatte genauso wenig Ahnung wie meine Kollegin Lisa, die ebenfalls eine Zusage erhalten hatte , also überlegten wir viel mehr, was wir eigentlich schon immer mal machen wollten. Lisa probierte es mit einer Geschichte ums Longboarden, ich riskierte einfach mal, nach einer Hochtour mit Bergführer zu fragen, einer Sache die ich mir mit meinem Volo-Lohn die nächsten Lichtjahre nicht leisten können würde. Und bekam sie! Nach einigem Hin und Her auf welchen Gipfel die Tour führen sollte, stand irgendwann auf meinem Reiseprogramm der Piz Kesch. Im Vergleich zu den anderen Gipfeln, die im Raum gestanden waren – Piz Tödi und Piz Palü – ein vergleichsweise niedriger Berg mit weniger Geschichte (Der Tödi, das ist kein Berg… Das ist der Tödi!!), aber immerhin ist er einer der Ultra Prominent Peaks. Klingt cool, ist aber im Grunde nur eine Auflistung aller Berge der Alpen, die eine Schartentiefe von mindestens 1500hm aufweisen können – mit 1502m ist der Piz Kesch gerade noch so in diese Liste gerutscht. Von 44 Bergen auf Platz 44. Aber gut, man kann ja mal klein anfangen. Die Liste von der anderen Seite anzufangen (Mont Blanc, Schartentiefe irgendwas mit 4.000m) wäre etwas vermessen für jemand, der noch nie über 3004m rausgekommen ist und schon bei etwas steileren Bergpfaden das Muffensausen bekommt.

Am Sonntag Mittag ging es also ganz protzig in der ersten Klasse nach Brigels im Herzen Graubündens. Die Zugfahrt allein war schon atemberaubend. Mit einem historischen Zug durch die enge Rheinschlucht zu fahren und abwechselnd in gähndende Schluchten hinein- und im nächsten Moment wieder schroffe Felswände emporzuschauen ist ein Erlebnis. Die Dörfer wurden immer kleiner, der Zug immer leerer. In Travenasa spuckte die Bahn letztendlich acht junge Leute mit dicken Koffern und großen Erwartungen aus. Mit dem Bus ging es die letzten 15 Minuten die enge Bergstraße hinauf. Willkommen im Schweizer Bergidyll. Tiefe Täler, hohe Berge, ein paar kleine Häuser an den Hang geklebt und mitten in dieser urschweizer Szene eine Kalifornierin, die uns mit sympathischen schwiizerdütschen-amerikanischen-Kauderwelsch herzlich begrüßt. Nach einer kurzen Einführung gehts zum Essen: Kalbschnittel mit Ofenkartoffeln – zugegeben, vorher und nachher kamen noch zahlreiche Gänge, einer leckerer als der anderer und alles kombiniert mit noch leckererem Wein, aber das Kalbschnitzel war schon ein Fest für sich. Mit ein paar weiteren Flaschen Wein klang der Abend mit spannenden Gesprächen auf der Terasse aus, bei dem letzten Tor für die Italiener fiel ich müde ins Bett.
image

image

image

image

Es sind spannende Leute dabei. Überhaupt ist das alles spannend, weil die meisten aus dem Bereich der klassischen Printmedien kommen, also einem Bereich, mit dem ich bisher noch nie etwas zu tun hatte. Viele von den Teilnehmern arbeiten als Freelancer und verkaufen ihre Stories an verschiedene Verlage, manche arbeiten für renommierte Namen wie ALPIN, Südkurier oder DAV Panorama. Während den Gesprächen frage ich mich immer wieder, ob ich diese Art der Arbeit erstrebenswert finde,  immerhin lebt man zumindest am Anfang schon eher von der Hand in den Mund und am Rande von Hartz 4, wie Peter Linden, der Seminarleiter und erfahrene Reisejournalist beschreibt. Die Unsicherheit und psychische Belastung, die die Selbstständigkeit mit sich bringt, wollte ich nie haben. Nie zu wissen, wie der nächste Monat aussieht, die eigene Akquise von Kunden bzw. Verlagen, die finanzielle Absicherung…  Aber vielleicht ändert sich diese Einstellung irgendwann?
image

Jedenfalls war der Seminarleiter von meinem Thema ziemlich angetan – irgendwie amüsant. Vielleicht gehe ich hier bei einem so “großen” Wettbewerb mit etwas ins Rennen, das ich nur hobbymäßig für meinen kleinen Blog schon seit zwei Jahren mache: mit einem Tourenbericht. Die anderen Teilnehmer haben die Sache irgendwie professioneller angepackt, haben reihenweise Interviewtermine ausgemacht und schon im Vorfeld ausgiebig recherchiert. So entstehen Reportagen über unterschiedlichste, interessante Themen, zum Beispiel eine Herzlichkeitsinitiative in St. Moritz, durch die den Gastgebern mehr Freundlichkeit vermittelt werden soll, nachdem sie in einer europaweiten Befragung den letzten Platz bekamen.
image

Nun liege ich jedenfalls müde vom Rumsitzen (bis um 3 Seminar, bis um 7 im Zug) in meinem Bett mitten in Bergün, habe gerade eine fantastische Aneinanderreihung lokaler Spezialitäten zu Abendessen genossen und bin nun auf die nächsten zwei Tage gespannt. Marcel, mein Bergführer, klang am Telefon zumindest mal ursympathisch und hat mit einem kleinen Nebensatz meinen Adrenalinspiegel kurzzeitig hochgetrieben, denn er meinte, dass wir wohl teilweise mit Steigeisen klettern würden. Halleluja! Mit Bergschuhen zu klettern ist schon unangenehm, dann aber auch noch mit Metallzacken auf Leisten zu stehen, stelle ich mir noch gruseliger vor. Na egal, Touren mit Herausforderung sind die besten und bleiben im Gedächtnis. Wenn’s mir zu mulmig wird, muss er halt eine Geschichte aus Patagonien erzählen – da war er diesen Winter nämlich. Diese Methode hat bisher immer hervorragend funktioniert, auch wenn ich mich danach nie daran erinnern kann, was mir die Leute erzählt haben.
image

PS: Das ist der erste Blogbeitrag, den ich tatsächlich mit meinem neuen Tablet-PC tippe, den ich mir ja extra für den Via Alpina gekauft habe. Geplant war ursprünglich, direkt von Graubünden weiter nach Chamonix zu fahren, um dort zu starten. Es liegt aber auch jetzt noch ungewöhnlich viel Schnee, weshalb ich – und das tut weh zu sagen – diese Reise auf nächstes Jahr verschoben habe und stattdessen früher mit meinem Volontariat beginnen werde. Schneefelder zu queren ist eine Sache, mit 20kg Rucksack und allein aber nochmals eine ganz andere. Je früher ich allerdings mit meiner Bachelorarbeit fertig werde, desto länger habe ich Zeit, bevor es Mitte August noch auf einen mehrwöchigen Kletter/Boulder/Bergsteig-Roadtrip geht. Ich werde einen Teil dieses Fernwanderweges also schon laufen, nur eben in niedrigeren Lagen und evtl. etwas südlicher. Schade um all die tollen Berge, die auf dem Weg gelegen wären, aber aufgehoben ist ja nicht aufgeschoben… :/



Behind the Scenes II: Besteigung des Piz Kesch!

$
0
0

image

Mit einer eher schlaflosen Nacht kam endlich der Tag, an dem es endlich losgehen sollte… Meine erste Hochtour!

Zum Frühstück musste ich mich überwinden, das “Gipfeli” runterzukriegen, ich war schrecklich aufgeregt… Wie wird es sein? Schaff ich es? Werde ich mich sehr überwinden müssen? Wie wird das Wetter? Letzteres sah zu dem Zeitpunkt nicht sonderlich gut aus – draußen regnete es beständig, dicke Wolken verhinderten jegliche Aussicht auf die umliegenden Berge.

Die Dorfführung die mir hier in Bergün morgens um halb zehn organisiert worden war, kam im Grunde ganz gelegen, weil ich so wenigstens eine Stunde etwas abgelenkt war. Den Stories von Sgrafittos, Häusern im Engadiner Stil und dem alltäglichen Leben vor einigen hundert Jahren konnte ich dennoch nur schwer folgen, obwohl sich der einheimische Guide (er sagte, er lebe seit dem 16ten Jahrhundert hier. Sah gar nicht so alt aus…) wirklich Mühe gab.

Um 13 Uhr war es dann endlich so weit – mit meinem eigenen Bergführer (Luuuxus!!) ging es in knapp 2h die 800hm hoch zur Kesch-Hütte. Es regnete unablässig, die Wolken gaben kein einziges Mal den Blick auf den gleichnamigen Gipfel frei. Dennoch war die Wettervorhersage für den nächsten Tag gut. Um schöne Fotos machen zu können, starteten wir um 4 mit Stirnlampen Richtung Piz Kesch. Die letzten zweihundert Höhenmeter ging es durch steile Schnee- und Geröllfelder und tollem Granit nach oben. Gerade als mir die Kletterei mit Steigeisen anfing Spaß zu machen, war es aber auch schon wieder rum und wir standen am Gipfel. Schade! So hätte es ruhig noch etwas weiter gehen können :) Mit den letzten Schritten zum Gipfel kam plötzlich die Sonne durch die Wolkenschicht und es eröffneten sich immer mehr Ausblicke auf die umliegenden Berge – Piz Palü, Bernina mit dem wunderschönen Bianco-Grat, Piz Roseg – am Horizont tauchten sogar kurz die berühmten Gipfel des Berner Oberlands auf. Nur der Tödi, der Berg den ich eigentlich am liebsten bestiegen hätte – blieb  hartnäckig verborgen.

image

image

image

image

image

image

image

image

image

image

image

Ich beschreibe die Tour diesmal so unverblümt, weil der eigentliche Artikel ja erst folgen wird  – er wird mein Beitrag zum Nachwuchspreis der Reisejournalisten. Da wir aber am Freitag erst noch erzählt bekommen, worauf wir achten sollten und wie lang der Artikel sein soll, schone ich jetzt m Erinnerungen an die Tour. Eines kann ich jedenfalls sagen: Hochtouren – auch wenn diese eine wirklich kleine  war – sind eine völlig neue Disziplin und kaum eine andere Sportart hat mich bisher so begeistert. Es ist eine Kombination aus Bergsteigen – also ausdauernd und lange nach oben zu steigen – und Klettern mit all seinen Sicherheitsaspekten, Gefahren und Überwindungen. Ich würde am liebsten gleich die nächste dran hängen. Geht nicht, klar, also werde ich mit einer anderen Teilnehmerin, die ich hier zufällig getroffen habe, nach Filisur wandern. Sie schreibt eine Reportage über das Wandern mit einer Wander-App, also ohne Landkarte und nur mit Handy zur Navigation. So kann ich wenigstens die tolle Bergwelt noch einmal etwas genießen! Um 19 Uhr kommen dann alle Teilnehmer wieder in Brigels zusammen, am Freitag gibts den zweiten Teil des Seminars, nachmittags noch eine sportliche Überraschungseinlage und am Samstag gehts wieder nach Hause. Hoffentlich bleibt das Wetter so gut, damit wenigstens eine Kletter-Alpintour möglich ist – wenn’s schon mit einer Hochtour so schnell nichts wird.

image


Hochtour auf das Rheinwaldhorn

$
0
0

Zumindest in meinem engeren Bekanntenkreis dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass ich mal wieder eine neue Leidenschaft entdeckt habe: Hochtouren. Besonders schön daran ist, dass die anderen Lieblingsbeschäftigungen deshalb keineswegs zurückstecken müssen, viel mehr ist es die perfekte Verbindung des Bisherigen: Die Kondition, die ich mit schwerem Gepäck auf Mehrtagestouren aufbaue, die Überwindung, die ich durch das Klettern gelernt habe und die Körperbeherrschung durch das viele Bouldern, kommen bei Besteigungen von hohen Bergen natürlich zu gute. Zum Auftakt unserer sechswöchigen Auszeit in den Alpen bestieg ich also den höchsten Gipfel des Tessins, das Rheinwaldhorn. Der Gletscher hat sich, bis auf einen großen weißen Teppich am Gipfel, inzwischen sehr zurückgezogen, was die Besteigung von der Läntahütte ziemlich gefährlich macht. Wir entschieden uns für die weniger anspruchsvolle Variante und stiegen von Hinterrhein zur Zapporthütte auf und am nächsten Tag die restlichen 1200m bis zum Gipfel. Um nicht auch noch den etwas langwierigen Hatsch von Hütte zum Parkplatz am Gipfeltag machen zu müssen, quartierten wir uns gleich für zwei Nächte ein. Sicher eine gute Entscheidung.

Erfreulicherweise haben mich die Bergfeunde.de im Laufe des vergangenen Jahres ziemlich gut für solche Aktionen ausgerüstet: Die Hardshell-Hose von VauDe mit integrierten Gamaschen und Verstärkungen an den Innenseiten ist für solche Einsätze nahezu perfekt, zu der sowieso sehr hochwertigen Jacke von Haglöfs muss man ja nicht mehr allzu viel sagen, die Polartec-Handschuhe von Black Diamond sind für kleine Touren wie diese auch noch ok (bei zu langer Kletterei werden sie zu nass) und – ganz neu dazugekommen – die Zwölfzacker und der Pickel von Petzl. Die Steigeisen erwiesen auch auf dieser Tour wieder hervorragende Dienste, das Anlegen ist schnell erledigt und der Halt einwandfrei. Der Pickel ist leicht, zu großem Einsatz kam er aber bei dieser Tour nicht.

Der Weg führt anfangs fast eine Stunde lang durch ein großes Schießgebiet, inklusive Panzern und durchlöcherten, 20cm dicken Zielscheiben aus Metall. Danach wird der Weg abwechslungsreich, wenn auch teilweise etwas seltsam angelegt. Häufig an Drahtseilen geht es durch Wasserfälle und Bäche, zwar ständig bergauf und bergab, aber ohne ordentlichen Gewinn an Höhe. Den bekommt man erst im letzten Drittel des Weges, während der noch schmale Rhein immer wilder wird, je weiter man in das Tal gelangt. Die Zapporthütte liegt wunderschön auf einem kleinen Vorsprung, ein Wasserfall dient als Dusche, Wasser gibt es aus dem Brunnen vor der Haustüre, Licht aus der Solarzelle. Man möchte glatt mit den Hüttenwarten tauschen, nicht zuletzt wegen den zwei herzzerreissend liebenswerten Hunden…

 

 

Der nächste Tag begann mit einer Enttäuschung: Dichter Nebel hüllte die Gegend ein. Wir starteten dennoch um halb sieben und brauchten eine Stunde bis zum Ende des Tals – hier entspringt der Rhein, genauer gesagt einer seiner Zuflüsse, der Hinterrhein. Mit den ersten Höhenmetern die wir machten, gelangten wir über die Wolkendecke und es bot sich ein wirklich atemberaubendes Panorama. Leider machte ich hier eine Langzeitbelichtung eines Baches und vergaß, die Belichtung (-5) wieder zurückzustellen.

  

Sämtliche folgenden Fotos waren entweder schwarz oder total unterbelichtet. Es ist mir ein Rätsel, wie mir das so lange nicht auffallen konnte, aber ich war wohl sehr auf den anspruchsvollen “Weg” konzentriert. Der führte nämlich gut 1.000 Höhenmeter teilweise steil durch grausligstes Geröll, erst noch einigermaßen passabel an einem Bach entlang, anschließend wurden die Blöcke immer größer, aber nie so groß, dass man bei den Steinen sicher sein konnte, dass sie sich nicht plötzlich bewegen würden. Die letzten 200 Hm zum Grat waren dann nur noch lose aufeinanderliegende Platten, die die volle Konzentration forderten. Endlich am Grat angekommen, begann Kletterei im ersten Schwierigkeitsgrad – aber natürlich weiterhin durch/über Blöcke, nur waren sie dort so groß, dass die meisten fest waren. Zum Abschied von diesem Teil wurde es noch kurz etwas ausgesetzt, bevor wir an einem großen Steinmännchen die Gletscherausrüstung anlegten. Wir waren schon über 4 Stunden unterwegs, wenn auch mit einigen Pausen.

 

 

Eine entgegenkommende Seilschaft warnte uns noch vor mehreren Spalten – er habe in den letzten 10 Jahren dort noch nie welche gesehen… Dennoch ging das Stück gut, der Schnee war hart und einfach zu gehen. Auch der letzte steile Gipfelaufschwung ging ohne Probleme und so standen wir kurz vor 12 bei bestem Wetter auf dem Gipfel. Gipfelfotos gibt es leider auch nur ein paar total unterbelichtete, aber die Aussicht war dennoch wunderbar. Der Abstieg ging schnell und während die anderen noch die Steigeisen verstauten, bemerkte ich endlich die falsche Kameraeinstellung. Da der Rückweg sowieso der selbe war wie der Aufstieg, gibt es zumindest von diesem Teil noch ein paar passable Bilder. Nur vom Gipfel eben keine, so was Blödes….

Der Rückweg war jedenfalls mindestens genauso anstrengend, vor allem für den Kopf, denn der weglose Abstieg forderte noch einmal die ganze Konzentration. Die Geröllfelder kamen uns ewig vor, genauso wie das letzte Stück zurück zur Hütte. Die Hüttenwirtin empfing uns mit vier kühlen Bier und abends noch mit gutem Essen, das ließ uns den Schmerz in den Knien natürlich viel schneller vergessen. Die Nacht begann für uns früh und endete verhältnismäßig spät: Erst nach acht Uhr machten wir uns auf den Weg zurück in die Zivilisation. Das Tal verabschiedete uns mit Nebel, der im Moment als wir auf den Schießplatz zurückgelangten, noch kurz aufriss und einen letzten Blick zurück auf die Gletscherfelder zuließ. Mit einer kleinen Pause mitten auf dem Schießplatz schafften wir auch noch den letzten Hatsch zurück zum Auto – für die anderen das Vehikel zurück zu Dusche, Küche, Kühlschrank und richtigem Bett, für mich eher das zurück zu meinem eigenen Auto, das die nächsten 5 Wochen unser Zuhause sein wird. Ich freu mich drauf!

 

An dieser Stelle auch noch einmal ein herzliches, monumentales Dankeschön an die Bergfreunde für die wirklich gute Zusammenarbeit innerhalb des letzten Jahres.

Anklicken um

Ein ganzer und ein halber Gipfel: Similaun und Fineilspitze (Hochtour Ötztal)

$
0
0

Umdrehen zu können ist eine Stärke von guten Alpinisten, sagt man. Ich zähle mich zwar weder zu den echten Alpinisten, noch bin ich ein besonders guter Bergsteiger, aber dafür kann ich umdrehen – und das sehr gut sogar! Das Schöne daran ist jedoch: ich würde es wieder tun.

Im Hintergrund der Similaun.Gutes Wetter muss man ausnutzen, das haben die letzten Monate ja eindrücklich bewiesen. Da zählt auch das Argument “Ich muss arbeiten” nicht, schließlich kann man an den anderen 346 verregneten Tagen noch bis spät Abends im Büro sitzen. Als die Frage von einem zugegebenermaßen etwas entfernten Bekannten kam, was ich am kommenden Montag vorhätte, sagte ich spontan die Hochtour im Ötztal zu. Der (Die?) Similaun sollte es werden – ganz entspannt.

Während wir am Deutschen Wandertag in Oberstdorf unser Wochenende opferten, um unser Tourenportal outdooractive.com auf der Messe bestmöglich zu präsentieren (das größte in Europa, ein Besuch lohnt sich übrigens), rückte der Montag immer näher. Die neuen steigeisenfesten Schuhe, die mir die Bergfreunde erfreulicherweise noch stellten (vielen Dank dafür!!), trudelten gerade noch rechtzeitig ein, um sie am Freitag gemeinsam mit einem Allgäuer Bloggerkollegen kurzfristig einzulaufen. Blasen vorprogrammiert, natürlich.

Gutes Bier, wenig Schlaf

IMG_1737Am Sonntag Nachmittag ging es dann übers Hahntenjoch bis nach Vent. Der Aufstieg zur Martin-Busch-Hütte (für die Silimaunhütte hätte es zeitlich nicht mehr gereicht) war easy und nach rund zwei Stunden in der Tasche. Nach so einer turblenten Messewoche wäre mir der Sinn zwar eher nach einem Kasten Bier gestanden, aber nach zwei Radlern war Schluss – sechs Stunden Schlaf sind sowieso schon wenig. Nach einer eher schlaflosen Nacht (da hätte ich den Kasten ja doch noch trinken können), wachte ich – wie immer bei solchen Aktionen – zehn Minuten vor dem Wecker auf. Auf geht’s!! 20 Minuten später standen wir startbereit im Dunkeln vor der Hütte. Mit uns brachen noch vier andere Jungs auf, die für diese Uhrzeit eine erstaunlich gute Laune hatten. Bemerkenswert – ich für meinen Teil hätte mich auch hinter dem  nächsten Stein verkrümeln und noch ein paar Stunden schlafen können, aber die Vorfreude auf die Tour und vor allem richtig gute Fotomotive sorgten für die nötige Motivation.

Kurz nach acht auf dem ersten Gipfel

IMG_1790 2Bereits nach einer Stunde stiefelten wir über komplett gefrorenen Schnee, etwas später erreichten wir den Gletscher auf Höhe der Similaunhütte. Für den Gipfel sollte man gemäß Führer von der Martin-Busch-Hütte vier bis fünf Stunden einplanen – wir standen nach etwas mehr als drei oben. Der Aufstieg über den Gletscher war absolut problemlos, ebenso der Grat, der bei dieser Schneelage wirklich easy ist. Aber so hat man schon mehr Zeit, das atemberaubende Panorama zu genießen. Kurz nach acht standen wir also am Gipfel: Montagmorgen, acht Uhr – da gäbe es irgendwie schlechtere Beschäftigungsmöglichkeiten. Nach einem kleinen Plausch mit den Jungs und einem ersten kleinen Frühstück machten wir uns an den Abstieg.

Die Intuition – ein alter Klugscheißer

Im Hintergrund die FineilspitzeFür den Rückweg war es aber irgendwie noch zu früh, da hätte sich die Fahrerei ja gar nicht gelohnt. Also beschlossen wir zu schauen, ob wir es auch noch auf die Fineilspitze schaffen würden. Vorbei an der Similaunhütte folgten wir dem Sommerweg über den Grat – schon beim Einstieg meldete sich meine Intuition. Irgendetwas stimmte nicht, aber ich verließ mich auf meinen Partner – er hatte die Tour ausgesucht und war schon häufig in dem Gebiet. Gespannt warte ich darauf, was passieren würde. Es war nicht dieses Gefühl, das man vor besonders brenzligen Geschichten hat, eher eine dumpfe Ahnung, dass wir besser den restlichen Spuren hätten folgen sollen. Und so war es auch – ein übler Schutthaufen stellte sich uns in den Weg, der uns in ein recht steiles Schneefeld zwang. Nicht schlimm, aber die Intuition hatte mal wieder recht. Alter Klugscheißer, diese Intuition.

Die Hoffnung auf schlechtes Wetter

Ötzidenkmal. Die erste Rast seit dem Similaun.Bis wir am Ötzidenkmal ankamen, war der Schnee schon ziemlich aufgegangen und der Aufstieg zunehmend kräftezehrend. Es war der Punkt, an dem ich zugegebenermaßen auf schlechtes Wetter hoffte. Ich hatte wenig gegessen, wenig geschlafen, die unbequemen Schuhe und die Höhe taten ihr Übriges. Hätte mein Seilpartner hier gesagt, dass wir umkehren, ich hätte sofort eingewilligt. Er überließ mir aber dummerweise die Entscheidung und wenn es so ist, entscheide ich mich immer für den längeren Weg – eine alte Angewohnheit, die ich meinem Bruder abgeschaut habe. Es war ja nicht so, dass ich komplett am Ende meiner Kräfte war, ich hatte einfach nur keine Lust mehr, ewig durch den Schnee zu stapfen ;-) Als ich mir den Grat anschaute, meldete sich die Intuition wieder – diesmal aber als kleines Teufelchen: “Wenn du jetzt umdrehst, bereust du`s, das sag ich dir! Probier`s halt wenigstens!“. Also gut, dann rauf jetzt.

Allein am Grat

Höchster Punkt an der Fineilspitze.Der erste Teil des Grats war unangenehm, aber machbar. Mit Steigeisen ging es kreuz und quer durch weichen Schnee und Felsstufen. Oberhalb des (vermeintlich) letzten Felsstücks kapitulierte mein Seilpartner. Seine Steigeisen hielten nicht recht, ihm war es zu brenzlig. Im weichen Schnee setzte ich den Aufstieg fort. Bloß nicht runterschauen, bloß nicht runterschauen. Allein an so einem Grat, ohne irgendeine Sicherung, mit Wolkenfetzen, die den Grat immer wieder in komplettes Grau hüllen… Ruhig bleiben. Nach wenigen Minuten schaute ich doch zurück und sah, wie mein Seilpartner bereits den Abstieg angegangen hatte.  ”Das kann nicht wahr sein – der lässt mich hier allein?“. Ich rief ihm zu, dass er auf mich warten solle und stapfte weiter. Der Grat wurde immer steiler, die Hänge links und rechts immer gruseliger – zumindest für mich. Im Sommer kann man hier scheinbar recht entspannt über Fels klettern, jetzt war hier alles nur weicher Schnee. Nach wenigen Metern schaute ich noch einmal zurück und sah, wie mein Partner mir abermals den Rücken zugewandt hatte und abstieg. Wir Frauen ticken ja vielleicht ein bisschen komisch, aber es ist nun mal so, dass ich stärker bin, wenn unten jemand steht, der auf mich Acht gibt – auch wenn er im Falle eines Sturzes nichts für mich tun könnte. Diese mentale Stütze verschwindet in dem Moment, in dem einem der Rücken zugewandt wird. Ich brach sofort ab und machte mich an den Abstieg – so wichtig war mir dieser Gipfel nicht.

In heller Vorfreude auf die letzten zwei Stunden Abstieg bis nach Vent. Martin-Busch-Hütte.

Im Nachhinein stellte sich natürlich heraus, dass er nur wenige Meter abklettern wollte, um einen besseren Stand zu haben – wissen konnte ich das da oben natürlich nicht. Mal wieder ein Zeichen, wie wichtig klare Kommunikation am Berg ist.

Gemeinsam stiegen wir zurück zu unseren deponierten Sachen, packten zusammen und machten uns auf den langen Heimweg. Der Schnee war inzwischen schon so weit aufgegangen, dass wir immer wieder tief einsanken. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir den Rand der Schneefelder, nach einer weiteren endlich die Martin-Busch-Hütte. Die Blasen spürte ich inzwischen kaum noch, das kühle Bier aber umso besser – immer wieder legendär sowas.

Nach 13 Stunden zurück am Auto

Die letzten zwei Stunden bis nach Vent zogen sich...Für den restlichen Abstieg bis nach Vent benötigten wir etwas länger als erwartet und standen nach über zwölf Stunden reiner Gehzeit wieder am Auto. Keine fünf Minuten später saß ich schlafend auf dem Beifahrersitz und ließ mich nach Hause kutschieren – ein großartiger Service ;-)

Insgesamt war es eine spannende Tour, deren Länge und Herausforderung eine tolle Erfahrung war – selten habe ich für einen Gipfel so gekämpft, was vielleicht auch an der Höhe lag. Wer schon einmal auf der Fineilspitze stand, belächelt das wahrscheinlich, aber wie gesagt – ich bin weder ein großer Alpinist noch ein besonders guter Bergsteiger – schon gar nicht solo. Ich bin nur gerne in den Bergen. Und umdrehen… nun ja, das kann ich gut.

Zustieg zur Martin-Busch-Hütte. Die Ulligunde... Kanns einfach nicht lassen. Hmmmmmmm... Mehr davon! Und noch ein bisschen mehr Werbung. Start um halb vier an der Martin-Busch-Hütte. Immer wieder unschlagbar schön, die Stimmung in den Bergen, kurz vor dem Sonnenaufgang. MBH Ötztal Gemütliches Einlaufen in Richtung Similaun. Es liegt noch unglaublich viel Schnee zwischen Martin-Busch-Hütte und Similaunhütte. Kurz vor der Similaunhütte - die Sonne geht langsam auf. Fineilspitze (links) im Sonnenaufgang. Ein perfekter Morgen. Similaunhütte mit Fineilspitze im Hintergrund. Am Gletscher. Anseilen im Sonnenaufgang. Gemütlich geht`s hoch... Aufstieg Similaun. Ausgetretene Spur zum Similaun. Blue Bird Der Grat zum Similaun ist easy mit so viel Schnee. Atemberaubendes Panorama. Die letzten Meter vor dem Gipfel. Similaun, Ötztal. IMG_1783 Similaun - Gipfel - Sonne - morgens um acht - perfekt! Die Bergfreunde sind natürlich immer dabei. Der direkte Weg von der Similaunhütte über den Grat zum Ötzidenkmal ist nicht wirklich schneller... Am Ötzidenkmal. Grat zur Fineilspitze. Hier war Schluss. Sieht auf dem Foto natürlich nicht steil aus, aber unangenehm war`s doch. Direkter Abstieg von der Fineilspitze. Mit Steigeisen machen solche Felder richtig Spaß - muss man sich wenigstens nicht groß konzentrieren. Wieder zurück an der Martin-Busch-Hütte. Nach einer kurzen Erfrischung gings die restlichen zwei Stunden zurück nach Vent. Helle Vorfreude. Unten war es sommerlich warm Zurück im Allgäu. Das schöne am Verreisen ist doch das Heimkommen, oder?

Zuckerhütl und Wilder Pfaff (Hochtour Ötztal/Stubaigletscher)

$
0
0

IMG_0022Irgendwie muss man ja schon eine etwas exhibitionistische Ader haben, wenn man (fast) alles, was man so erlebt, niederschreibt und der ganzen Welt preisgibt. Das denke ich mir in letzter Zeit immer öfter, aber die Resonanz, die auf die Blogartikel kommt, ist so rührend, dass sie mich immer wieder aufs Neue bestärkt, nicht damit aufzuhören. Vergangenes Wochenende waren wir also wieder einmal im Ötztal. Diesmal sollte es das Zuckerhütl und der Wilde Pfaff von der Hildesheimer Hütte aus werden. Nichts besonders anspruchsvolles, aber ich bin weder außergewöhnlich fit noch habe ich Erfahrung mit Gletscher und Höhe – also ist eine WS+-Tour gerade richtig. Aber mit so einem erfahrenen Begleiter, bei dessen Tourenbuch mir ehrfürchtig der Mund offen stehen bleibt, konnte ja sowieso kaum noch etwas schief gehen.

Wer liebt, der schiebt.

DSC01096In mehr oder weniger weiser Voraussicht hatten wir uns dafür entschieden, mit den Bikes den ersten Teil der Tour zu bewältigen. Gut zehn Kilometer und 700 Höhenmeter wären ansonsten zu Fuß auf Schotterstraßen fällig gewesen. Mit Turnschuhen schon kein Spaß, mit den steifen Bergschuhen erst recht nicht. Biken ist mit denen und einem schweren Rucksack aber ebenfalls kein großer Spaß, also brachten wir die Strecke mehr schiebend als fahrend hinter uns. Die Vorfreude darauf, nach der Tour die letzten Kilometer einfach hinunterzurollen, motivierten für die Mühe.

Aufbruch am Wandparkplatz über Sölden Durchs Windachtal Windachtal Windachtal IMG_9910 Materialseilbahn Hildesheimer Hütte Aufstieg Hildesheimer Hütte Aufstieg zur Hildesheimer Hütte

Schlaflose Nacht

IMG_9926An der Materialseilbahn ließen wir die Bikes zurück. Noch einmal 700 Höhenmeter lagen zwischen uns und dem Abendessen, das es offiziell nur bis 19 Uhr gab – Turbogang war also angesagt. Ob es an den steifen Schuhen oder an dem wenigen Schlaf der letzten Nächte lag, ich kam jedenfalls nicht in den richtigen Rhythmus. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass man die Hütte schon fast von unten aus sieht – absolut demotivierend, wenn das Ziel nicht näher rückt.

Irgendwann schafften wir es doch noch und gönnten uns eine ausgewogene Mischung aus Radler und Abendessen. Noch ein paar Fotos mit dem (vermeintlichen) Zuckerhütl und ab ins Bett. In weniger als einer Minute war ich eingeschlafen – und ebenso schnell wieder aufgewacht. Immer wieder das Gleiche auf diesen Hütten: Jede Stunde der Blick auf die Uhr, bei dem man sich auf der einen Seite wünscht, dass die Nacht doch endlich vorbei sei und auf der anderen, dass noch möglichst viel Zeit bleibt, um noch eine Mütze Schlaf zu bekommen. Um 3.50 Uhr kapitulierten wir und machten uns über das bereitgestellte Frühstück her. Morgens um vier immer wieder ein zweifelhaftes Vergnügen.

Sonnenuntergang in den Alpen (Hildesheimer Hütte, Ötztal) Abendstimmung in den Bergen. Unschlagbar.

Da kommt die Eisenbahn

IMG_9964Mit etwas Verspätung machten wir uns gemeinsam mit der einsetzenden Dämmerung auf den Weg. Über eine drahtseilversicherte Passage gelangten wir an die ersten Schneefelder, wenig später an den Gletscher. Der Aufstieg zum Zuckerhütl ist zugegebenermaßen etwas unspektakulär – ein vorbildlicher Gletscherhatscher. Der erste Blick ins vernebelte Stubaital mit der aufgehenden Sonne war allerdings tatsächlich richtig schön. Wir trotteten weiter – schon wieder hatte ich das Gefühl, nicht in den richtigen Rhythmus zu kommen. Ich schnaufte wie eine Lok und brauchte viele Pausen. Am Similaun hatte ich kaum Probleme mit der Höhe – und jetzt plötzlich schon?

Vier Uhr Früshtück. Yummi.... Gute Laune trotz früher Uhrzeit. IMG_9944 Abstieg über den kleinen "Klettersteig" an der Hildesheimer Hütte. Auf dem Weg zum Gletscher. IMG_9955 IMG_9958 IMG_9959 IMG_9964 IMG_9966 Pfaffenjoch Sonnenaufgang am Pfaffenjoch - Blick ins Stubaital Stubai im Nebel IMG_9976 IMG_9982 IMG_9987 IMG_9989 Kurz vor dem Einstieg in den Gipfelaufschwung zum Zuckerhütl

Schwerer als gedacht

DSC01127Der Gipfelaufschwung zum Zuckerhütl sah anfangs einfach aus. Eine feine Schneerinne zog sich bis ganz nach oben – ich, als großer Fan von Steigeisen, hatte mir sofort meine Linie ausgesucht. Dort angekommen stellte sich schnell raus, dass der Fels die bessere Alternative gewesen wäre. Wegen der Suche der besten Linie durch Schnee und Fels verloren wir viel Zeit und standen erst nach drei Stunden am Gipfel – geplant waren eher zwei. Naja, dafür hatten wir eine schöne Kletterei. Die hätte so ruhig noch etwas weitergehen können.

Aufstieg zum Zuckerhütl. Die Schneerinne sah nur im ersten Moment gut aus - angenehm zu begehen war sie nicht. Im Hintergrund der Wilde Pfaff. IMG_9995 DSC01116 DSC01128 Guerillamarketing Gipfel Zuckerhütl Schade, die Kletterei ist schon rum... Gipfel!

Gipfel und Schokolade – ein unschlagbares Team

Wilder PfaffBereits beim Aufstieg hatten wir uns entschieden, später abzuseilen, anstatt alles selbst abzusteigen. Vom Gipfel aus sahen wir bereits die ersten Seilschaften auf „uns“ zuströmen. Um sie nicht unnötigem Steinschlag auszusetzen, packten wir schnell zusammen und fassten den nächsten Gipfel ins Auge: Der etwas niedrigere Wilde Pfaff. Über Geröll und Schnee ging es wenig schwierig zum Kreuz, aber ich fühlte mich, als hätte ich schon mindestens 2.000 Höhenmeter hinter mir. Das Panorama, das konnte allerdings schon was. Und erst Recht die Schokolade.

Abseilen geht eigentlich halt auch nicht schneller... So richtig warm war's nicht. Aufstieg zum Wilden Pfaff Gipfel Wilder Pfaff - im Hintergrund das Zuckerhütl hungrig, ausgepowert, müde. Aber schee ists trotzdem. Zuckerhütl und Ötztaler Alpen IMG_0046

Der Abstieg zu Hildesheimer Hütte zog sich, aber die Aussicht auf ein ordentliches Mittagessen ballte noch einmal neue Kräfte. Dennoch waren die letzten Höhenmeter zurück zu den Sitzbänken unendlich zäh. Gegen 12 Uhr erreichten wir die Hütte – um diese Uhrzeit hatten wir eigentlich damit gerechnet, bereits wieder im Tal zu sein. Nach einem ordentlichen Mittagessen mit Radler und Kaffee waren wir wieder fit für die letzten 1.400 Höhenmeter. Zu Fuß ging es erstaunlich entspannt zurück zu den Bikes und anschließend fast eine Stunde einfach rollend bis zurück zum Auto.

Wer findet den Sven? IMG_0055 FREUDE! Abstieg zurück zu den Bikes. Und ab gehts! Die letzte Ausfahrt von diesem Fahrrad. Gut wars! Müd sind sie aber schon, die Füß. Ja klar! Eh schon viel später unten angekommen, als gedacht, dann noch ein bisschen rumgebummelt und als wir dann endlich loskommen, stehen wir in Sölden wegen einem Gokartrennen noch einmal eine halbe Stunde. Künstlerpech.

Klingt jetzt irgendwie nur mäßig gut

Klingt vielleicht so, war es aber nicht! Die Kletterei zum Gipfel hat unheimlich Spaß gemacht, die Gegend ist schön, die Wirtsleute von der Hütte bemerkenswert freundlich. Aber das Beste an der Tour war tatsächlich die entspannte und erfahrene Begleitung, da geht das nächste Mal dann auch was Schwierigeres ;-). Danke dafür!

Wilder Pfaff


„Sommer“urlaub 2013

$
0
0

IMG_0437Eigentlich hätte es ein so richtig alpiner Urlaub werden sollen. Angefangen mit einer Hochtour in den Hohen Tauern hätte es in den Dolomiten, im Val di Mello, im Rätikon oder in der Silvretta weitergehen können. Können – denn das Wetter hat uns da einen ziemlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war so unbeständig, dass an die meisten wirklich alpinen Geschichten nicht recht zu denken war. In der zweiten Hälfte waren selbst Sonnengebiete wie der Gardasee oder sogar Finale Ligure mit unbeständigem Wetter gesegnet. Macht aber nichts, die Berge laufen nicht weg und exzessives Sportklettern mit einigen Übungststunden in Sachen mobile Sicherungsgeräte, Stand- und Flaschenzugbau ist ja auch mal eine schöne Sache.

Auftakt im Zillertal

Der Urlaub begann mit einem richtigen Pärchentrip. Zu sechst suchten wir die Wände und Grillstellen im Zillertal heim und hatten eine großartige Zeit. Trotzdem blieben offene Projekte zurück – ein zweiter Besuch war so natürlich unumgänglich. Zuerst waren aber zwei Pausetage nötig – da kann man schon  mal auf Österreichs fünfthöchsten Berg steigen: den Großvenediger.

Akzeptable Grillstelle IMG_0267 Pärchen-Kletter-Grill-Action Sieht aus wie Fisch, schmeckt wie gegrillte Banane mit Schokolade IMG_0274

Ohne Plan auf den Großvenediger

IMG_0278Dank der Bergfreunde kamen wir in den Genuss einer geführten Hochtour. Ein seltsames Gefühl, ohne jeglichen Plan zum Startpunkt einer Tour zu fahren – kein Kartenstudium, kein Führerwälzen, nicht mal den Wetterbericht haben wir gecheckt. Einzig die Packliste, die uns von der Mammut Alpine School zugeschickt wurde, mussten wir erfüllen. Ungewohnt, aber an einem Pausetag ist das schon mal in Ordnung.

Weil das Nationalparktaxi (ja, wir fuhren mit dem Taxi ;-) ) erst in einigen Stunden fahren konnte, kaperten wir kurzerhand unseren quirligen Bergführer auf einen Kaffee (integraler Bestandteil und so) und lernten wenig später den Rest der Gruppe kennen. Zusätzlich zu zwei Heilbronnern waren überraschend noch zwei weitere Blogger (von gipfelmoshen.de) mit von der Partie. Zusammen mit David, dem Bergführer mit seiner wilden Mähne, waren wir so eine ziemlich bunt zusammengewürfelte Truppe.

Auf geht’s

IMG_0289Nach rund einer Stunde gemütlichen Aufstiegs hatten wir die Hütte mit ihrer großartigen Aussicht erreicht. Das Wetter war – wie sollte es auch anders sein – etwas unbeständig und durchziehende Wolken verdeckten immer wieder die Aussicht auf die umliegenden Gletscher. Die Vorhersage für den kommenden Tag reichte von „Gewitter morgens um neun“ bis „Gewitter ab Nachmittag“. So wählten wir eine frühe Startzeit, genossen morgens um vier ein hotelartiges Frühstücksbuffet, legten die Gurte an und marschierten mit Stirnlampen in Richtung Gletscher. Und so ging es weiter: mit marschieren. Erst im Dunkeln über steinigen Untergrund, dann weiter über den spaltendurchzogenen Gletscher, hoch auf den Rücken und im bereits ziemlich aufgeweichten Schnee weiter in Richtung Gipfelgrat. Einzige „Abwechslung“ war dabei ein waschechter Spaltensturz der Seilzweiten. Mit David als Moderator vorne am Seil und uns fünf anderen am anderen Ende war sie aber innerhalb weniger Minuten mit etwas bleichem Gesicht wieder herausgezogen.

IMG_0344Der Gipfelgrat selbst hatte es dann doch noch einmal in sich – auf einer schmalen Schneide, die zur einen Seite ziemlich ausgesetzt war, tippelten wir im Gänsemarsch die wenigen Meter zum Gipfelkreuz. Summit! Wir teilten uns den Gipfelsieg zwar mit rund 30 anderen Bergsteigern und mussten nach dem Gipfelfoto am Kreuz schnell wieder Platz machen, aber die Aussicht war doch wirklich großartig. Von Gewitter war noch keine Spur, dennoch starteten wir bald wieder den – recht unspektakulären – Abstieg.

Schöne Aussicht von der Kürsingerhütte (Hohe Tauern) Bergführer mit Heiligenschein Nach einer Stunde ist es Zeit für die Steigeisen. Über Blankeis... ...geht es während des Sonnenaufgangs... ...über die ersten Spalten. Ein waschechter Spaltensturz sorgt für Abwechslung. Mit etwas mehr Disziplin am Seil wäre der Sturz wohl auch nicht so tief gewesen... Und plötzlich kommen von überall her Seilschaften... Touristenberg, wie erwartet. David ändert kurz vor der Schlüsselstelle die Abstände am Seil. Summit! Die Schlüsselstelle - zwei-fuß-breit geht es hinüber zum Gipfelkreuz. Dankeeee So, genug Eis - jetzt schnell wieder an den Fels.

Insgesamt waren es zwei entspannte Tage mit einem humorvollen Bergführer, der uns mit viel Charme und Professionalität auf den Gipfel und zurück brachte. Zu zweit hätte ich diese Tour über den spaltenreichen Gletscher ungern gemacht und so war das etwas langsamere Tempo einer großen Seilschaft in Ordnung. Und trotzdem ist so eine geführte Tour ein völlig anderes Erlebnis. Man hat diese „Vollkaskomentalität“, bei der man schnell mal den Kopf ausschaltet und alles dem Bergführer überlässt. Angenehm zwar, aber auch nur halb so spannend. Nächstes Mal dann gerne wieder auf eigene Faust – was wir uns drei Tage später gönnten. Aber zunächst:

Zurück ins Zillertal

Nach den kletterfreien Tagen waren wir richtig motiviert, im Zillertal noch einmal alles zu geben. Zwar gelangen uns beide – in den Regenpausen – noch ein paar schwere Routen, aber bei beiden blieben Projekte offen, die auf weitere Versuche warten. Dann aber mit komplett abgetapten Armen, denn von dem einen Riss habe ich auch jetzt noch – zwei Wochen später – tiefe Schrammen und ein schmerzendes Handgelenk ;-)

Wenn Bergfreunde reisen... Ein wunderschöner Schlafplatz am... äh.. .also, ja, ein wunderschöner Schlafplatz jedenfalls ;-) Hohe Tauern, der Regen kommt. Wenn man wegen des Regens nicht klettern kann, isst man halt. Diesmal: Pfannkuchen mit selbstgemachtem Apfelmus. Murphys Law: Wir haben uns schon lange gefragt, wann die große Gaskartusche im Bus wohl leer geht. Natürlich - im möglichst ungünstigen Moment, so viel stand ja schon mal fest. Letztendlich war es auch genau so: Bei Dauerregen und nach dem dritten Pfannkuchen (von zwanzig). Es lebe unsere Outdoor-Ausrüstung. Idyllischer könnte es wohl kaum sein. Wäre da nicht immer diese eiskalte Flussquerung. Life's gooood.

Alpin in den Dolomiten

Die Wettervorhersage versprach noch einen sonnigen Tag, bevor das Wetter komplett umschlagen würde. Also schnell in die Dolomiten, um wenigstens noch eine Alpintour zu schaffen. Im Grödnertal hangelten wir uns eine schöne 7-SL-Tour nach oben, deren – eigentlich leichte – Abschlusslänge ungefähr die härteste 5b war, die ich seit langem geklettert bin. Aber so freut man sich umso mehr über das „Gipfelbier“ unten am Parkplatz – bei strahlendem Sonnenschein, wohlgemerkt. Nach vier Tagen ambitioniertem Klettern kam uns der vorhergesagte Regentag gerade recht. Für den schien dann zwar doch etwas überraschend lang die Sonne (bis nachmittags um drei), aber so chillt es sich umso schöner. Und das heftige Gewitter, das dann bis abends wütete, hatte auch was Gemütliches.

Sonnenuntergang hinterm Brennerpass. Im Dunkeln erreichen wir das Grödnerjoch. Selten habe ich einen so hellen Vollmond erlebt. Orwell, Grödnertal. Nordwandgeturne in den Dolomiten. Scho schee. DCIM102GOPRO DCIM102GOPRO Da schmeckt das Frühstück Sonnenaufgang am vermeintlichen Regentag. Mehr Camping- als Parkplatz. Grödnertal Monte Pisciadu

Das liebe Wetter…

IMG_0432Der eigentliche Plan war, über Arco ins Val di Mello und weiter ins Rätikon zu fahren, um jeweils alpinklettern zu gehen. Dieser Plan wurde durch die Wettervorhersage mal wieder komplett zunichte gemacht – nicht einmal in Finale Ligure war es zuverlässig sonnig. Schweiz, Österreich, Südtirol – alles verregnet. Wir entschieden uns gegen eine lange Fahrerei und saßen das schlechte Wetter in Arco aus. Dort trocknen die Felsen schnell und so kamen wir doch noch recht viel zum Sportklettern.

Am ersten durchwegs sonnigen Tag starteten wir morgens um halb sechs zu einer leichten 11-Seillängen-Tour, bei der wir nach lässigen 2,5 Stunden bereits oben am Ausstieg standen und beim Abstieg überraschte Blicke ernteten. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf in Richtung Ötztal – noch einmal im Granit sportklettern und dann den Urlaub bei einer alpinen Gipfeltour im Lechtal ausklingen lassen – so der Plan. Pustekuchen. War ja auch naiv, vier Tage im Voraus zu planen. Die Wettervorhersage war natürlich wieder unbeständig und bei vier Stunden Zustieg für sowas alpines dann irgendwie doch zu unsicher. Also doch wieder sportklettern. So sind wir nach diesem Urlaub nun wenigstens gut trainiert für alpine Klettereien im Herbst, der dann ja vielleicht etwas beständiger sein wird. Genug Zeit die Führer zu wälzen hatten wir jetzt ja ;-)

Am Monte Bondone Die hat auch eine interessante Perspektive. Vom Nebel... ...in die Sonne: San Siero Wie soll man sich da entscheiden... Ah, der Regen kommt. Welch Überraschung. Monte Casale Sonnenaufgangskletterei Noch ein paar Seillängen bis zum Top und die Sonne ist noch nicht mal richtig aufgegangen ;-) Über Sarche. Schnell runter - Frühstückszeit! Logenplatz am Timmelsjoch.

Virtuell wird real: Bloggertreffen Jamtal

$
0
0

Hin und wieder überrasche selbst ich mich mit meiner Gutgläubigkeit. Zum Beispiel wenn ich Anfang Dezember einfach mal meine vier Lieblings-Alpin-Blogs auf ein Skitourenwochenende einlade, ohne zu bedenken, dass dabei nicht nur Österreicher auf Deutsche treffen könnten, sondern gar Salzburger auf Wiener, Diven auf Schneefräsen, Ausdauertiere auf Mainzer oder der Frau/Mann-Schnitt bei 1:6 liegen könnte. Was habe ich mir dabei gedacht!?

Als ich im Dezember die Mail an meine Favorit-Alpin-Blogs rausschickte, hätte ich niemals damit gerechnet, dass alle zusagen würden. Im Januar reservierte ich tatsächlich für insgesamt sieben Leute auf der Jamtalhütte und schloss damit das Darüber-Nachdenken ab. Verrückt dass es klappt. Aber wird schon! Drei Monate später saß ich direkt nach meinem letzten Arbeitstag im Bus auf dem Weg nach Lermoos, um mit einem der Blogger gemeinsam  nach Galtür zu fahren. Während der Fahrt kamen mir recht unvermittelt drei Gedanken:

1. Moment mal. Ich kenne bisher KEINEN von den Jungs.
2. Ich bin unter den sieben Teilnehmern das einzige Mädel und Welten entfernt von deren Können.
3. Ich treffe mich gleich mit einem Typ, steige in sein Auto und fahre mit ihm in ein entlegenes Tal. Ist das nicht etwas arg naiv?

Virtuelle bekannt

Jamtal Skihochtour01

So ganz unbekannt waren die Leute dann aber doch nicht. Zumindest drei der vier Blogs schreiben mehrmals im Monat von Aktionen in den Bergen – seien es Hoch-, Ski- oder Klettertouren. Beim treuen Lesen und Verfolgen der sozialen Kanäle bekommt man doch ein gewisses Bild von den Autoren. Aber stimmt es mit der Realität überein? Das herauszufinden, darauf freute ich mich zunächst am meisten. Und natürlich auf ein lässiges Wochenende in den Bergen mit erfahrenen, fitten Bergsteigern.

Als mich Christian an einem einsamen Parkplatz am Fernpass abholte, war klar: Das wird ein lustiges Wochenende. Mit ersten Ansätzen von Bauch- und Lachmuskelkater schafften wir bei herrlichem Sternenhimmel den etwas zähen, knapp dreistündigen Zustieg zur Hütte und lernten dort die anderen kennen. Eine lässige, entspannte Truppe saß da am Tisch. Wild zusammengewürfelt, aber auf einer Wellenlänge – zumindest größtenteils ;-)

Jamspitzen

Jamtal Skihochtour40

Am Samstag starteten wir zu einer Rundtour über die Jamspitzen – oder versuchten es zumindest. Die Sicht wurde mit jedem Höhenmeter schlechter, die Temperaturen und der Wind taten ihr übriges, sodass wir, als wir endlich an der Scharte zwischen Vorderer und Hinterer Jamspitze waren, nur noch möglichst zügig die Felle abzogen und im kompletten Blindflug über den Gletscher abfuhren. Erst einige 100 Höhenmeter weiter unten lichtete sich der Nebel und ermöglichte doch noch einige entspannte Schwünge in prächtigstem Powder. Durchgefroren und mit Blasen an den Füßen ließ ich unsere stärksten Jungs noch zum nächsten Gipfel aufbrechen und fuhr gemeinsam mit dem anderen Teil zurück zur Hütte. Das ersehnte Sonnenbad blieb leider aus, obwohl hier unten deutlich angenehmere Temperaturen herrschten als oben auf dem schroffen Dreitausender.

Start im Nebel. Kurz vor dem Gletscher. Blick zurück - die Wolken lichten sich kurz. Sieht gemütlich aus, war es aber nicht. Jamtal Skihochtour40 Super Sicht, super Schnee. Not. Auf den letzten Metern. Ha, da lach ich noch. Kurz darauf wird mir klar, dass wir hier noch gar nicht abfahren, sondern noch zu Fuß den Hang queren müssen. Aber es war ja nicht kalt und wir hatten ja auch super Sicht. Abstieg zum Gletscher, wo es im Blindflug runter ging. Links? Rechts? Fahren wir? Stehen wir?

Jamtal Skihochtour34

Ochsenkopf

Für den nächsten Tag sagte der Wetterbericht nur geringfügig besseres Wetter voraus. Für mich als Schönwetterfotograf eine denkbar demotivierende Prognose. Aber der Blick am nächsten Morgen aus dem Fenster weckte sämtliche Lebensgeister. Raus, jetzt, sofort! Die Sonne schien, der weitläufige Gletscher lag unter einem komplett blauen Himmel. Hochmotiviert gings wieder hoch – diesmal in Richtung Ochsenkopf, weil ein Teil unserer Gruppe von dort direkt zum Auto abfahren konnte. Die 1.000 Höhenmeter Aufstieg machte mächtig Spaß, im Vergleich zum Vortag hätte ich tatsächlich gerne noch einen weiteren Gipfel drangehängt. Aber auch kein Wunder, immerhin hatte ich heute keine Gletscherausrüstung im Rucksack. Die letzten 100 Höhenmeter ging es in leichter Kletterei zum höchsten Punkt – unglaublicher Traumaussicht inklusive. Wahnsinn.

Blick vom Badfenster. Da raus! Jetzt sofort! Jamtal Skihochtour12 Jamtal Skihochtour14 Jamtal Skihochtour17 Jamtal Skihochtour18 Unsere persönliche Schneefräse. Immer steiler Jamtal Skihochtour21 Jamtal Skihochtour22 Blick zur Ochsenkopfscharte. Kurz vor dem Skidepot. Blick von der Ochsenkopfscharte in Richtung Wiesbadener Hütte. Aufstieg zu Fuß. Jamtal Skihochtour28 Jamtal Skihochtour29 Die Truppe von vorne. und von hinten. Tolle Schneeverhältnisse bei der Abfahrt aus der Scharte.

Nach dem ein Teil vom Team in Richtung Wiesbadener Hütte abgefahren war, trieb uns die Vernunft zurück zur Hütte, anstatt auf einen weiteren Gipfel. Zu Recht, denn der Rückweg von der Hütte zum Auto war noch einmal mächtig zäh. Mit gut zwölf Kilo auf dem Rücken und einigen Höhenmetern in den Beinen skatet es sich halt eher schwerfällig. Aber auch das war irgendwann geschafft und so schloss sich ein insgesamt doch sehr geniales Wochenende wieder in WUs schicker Limousine.

Jamtal Skihochtour02

Gut wars!

Bevor es jetzt sentimental wird: Es war ein rundum gelungenes Wochenende. Speziellen Dank an die Schneefräse fürs unermüdliche Spuren und für den Muskelkater in den Backen, an den Mann mit der GoPro, auf dessen epischen Film ich jetzt schon sehr gespannt bin, an die Diva, die tiefe Einblicke in die Ansichten eines echten Bergsteigers preisgab, an Mario fürs Lotsen im Whiteout und an den Florian, der mich gefälligst nach unserer Reise im Allgäu zum Klettern besuche.

Auf ein Neues!

PS: Welche Blogs waren dabei?

So gehört sich das!

Christian von WUSA on the mountain: Sehr, sehr feiner Alpinblog, in dem es garantiert JEDE Woche eine neue Geschichte zu lesen gibt. Ob Mont Blanc Überschreitung, Großglockner, zahlreiche Bergläufe oder bald Pik Lenin – wenn man bedenkt, dass Sabrina, der zweite Teil von WUSA, erst vor drei Jahren mit dem Bergsteigen begonnen hat, sind diese Leistungen noch beeindruckender.

Casi (die Diva) von hochtourist.at: Ein sehr feiner, sehr schön gemachter Alpin-Blog mit spannenden Geschichten, tollen Bildern und immer einer gehörigen Portion Inspiration. Eigentlich sind sie zu dritt.

Florian von abenteuersuechtig.de: Zwar wegen der Homebase im Flachland nicht allzu oft in den Bergen, aber wenn, dann immer in/auf irgendwelchen Klassikern.

Mario von alpin-blog.com: Auch so einer, der jede Woche unterwegs ist. Da gibts immer was zu lesen.

 

 

 

The post Virtuell wird real: Bloggertreffen Jamtal appeared first on .

Unbeschreiblich! Bloggertreffen Amberger Hütte

$
0
0

Ich bin immer noch sprachlos! Was war das denn bitte für ein legendäriösestes Wochenende!? Perfekter Schnee, schöne Gipfel, herrliches Wetter, phänomenale Leute, abwechslungsreiche Touren. Bergsteigerherz, was willst Du mehr?

IMG_5439Es war das Wochenende nach dem galaktischen Powderdump im Allgäu. Das Wochenende, an dem unser Bloggertreffen auf der Amberger Hütte stattfinden sollte. Das Wochenende, das im Nachhinein durchaus die Chance hat, eines der besten dieses Jahres zu werden. Mit dabei waren wieder meine drei Lieblings-Alpinblogs samt diversen Anhängen:

  • WUSA: Das Ausdauertier Wu mit seiner Powerfrau Sabrina, die es schafft, Lackschuhe und Steigeisen an einem Wochenende zu tragen.
  • Der Hochtourist: Der Racer Gerald, der selbst für eine 70D fast zu schnell ist und Casi, den man einfach furchtbar lieb haben muss.
  • Abenteuersüchtig.de: Flo, der über „die Jahre“ langsam zu meinem persönlichen Blasenpflasterdealer wird (danke nochmal dafür!!).
  • Und noch die Schilling-Gang, die zwar keinen Blog haben, aber natürlich trotzdem toll in unsere Gruppe passten, allen voran die Powdergöttin Chrissi, bei deren Abfahrten alle nur noch ehrfürchtig staunten.

Bluse weg, Daunenjacke her

Direkt vom Büro ging es in Richtung Ötztal, wo wir es tatsächlich schafften, nahezu gleichzeitig einzutreffen. Umso besser, so konnten wir gleich gemeinsam aufsteigen, denn auch diesmal gerieten wir in die Dunkelheit. Aber mit solch einer Truppe fallen eineinhalb Stunden Zustieg ohnehin nicht schwer und als Belohnung gabs sehr leckeres Abendessen von dem superfreundlichen Serviceteam der Amberger Hütte. Dass die Mädels sich ausschließlich meinen Namen merkten, schiebe ich jetzt mal darauf, dass… hm. Ich weiß auch nicht.

Erstes Wiedersehen nach einem Jahr. Vorfreude! Puh. Wenigstens einer mit einer schwereren BIndung als meiner Vertical ST... Aufstieg zur Amberger Hütte im Dunkeln. Yeah! Ab zum Abendessen!

Brutal kalt, brutal genial

Die Stimmung war jedenfalls so gut, dass wir erst gegen Mitternacht in unsere 40cm-Luxus-Lagermatten fielen. Schwer zu sagen, was unangenehmer war – die schmalen Betten oder die brutale Kälte im Zimmer. Der nächste Tag entschädigte dafür aber alles! Unser Weg führte uns über 1.2000 Höhenmeter durch eine herrliche Gletscherlandschaft in Richtung Schrankogel. Die ersten Stunden liefen wir im Schatten, wo wohl zweistellige Minusgrade herrschten. Unsere Ausdauertierchen Wu und Sa bibberten mit ihren Dynafit-Höschen, da half auch kein eigenes Spuren mehr. Aber kein Wunder – Pausen sind die zwei eben nicht gewohnt. Ich umso mehr, denn aus dem Fotografieren kam man bei dem Panorama kaum noch raus, auch wenn das chronisch eingefrorene Finger bedeutete. Aber das war’s sowas von wert!

Snowqueen! Erste Steilstufe mit schon mal ziemlich genialer Aussicht. In Richtung Schwarzenbergferner Sooo schön! IMG_4833 Endlich! Erste Sonnenstrahlen! IMG_4842 Da lang! Wer braucht da noch ein Weitwinkel...! Wie die Profis... Erstes Gruppenbild.

 

Skigipfel Schrankogel, 3350 m

Die letzten Höhenmeter zum Skigipfel des Schrankogels waren dann doch noch ein kleiner Kampf, aber selber Schuld, wer die Riesenkamera, das ABS-System und die breitesten Latten von allen mitschleppt. Die Aussicht und vor allem die abartige Abfahrt durch den unverspurten Südosthang entschädigten dann aber wirklich für ALLES. Und spätestens in diesen Momenten ist dann auch klar, warum man eben genau diese Ski hat 😉

All die Ausrüstung rächte sich dann aber auf den letzten zwei Kilometern, die skatend zurückgelegt werden mussten. Sabrina und Wu zündeten spontan den Turbogang und mobilisierten Kraftreservern, bei denen ich dann doch recht alt aussah. Aber auch Schnecken kommen irgendwann ins Ziel. In diesem Fall in ein Ziel, das mit Apfelstrudel, Sahne, heißer Schoki, Sahne, Bier und noch mehr Sahne (Danke Sabrina 😉 ) aufwartete. Geil! Nahezu nahtlos ging es dann in Chili con Carne und später in eine Reihe Kurzer über. Und ja, es wurde auch diesmal wieder spät.

Die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel! Was für eine herrliche Landschaft! Der steile Gipfelaufschwung forderte Wus Gespür für Schnee. Gipfelblick vom Skigipfel des Schrankogels. Blick zum Alpeiner Ferner Ein Hochtourist. Geniale Abfahrt! Schneekönigin Chrissi. IMG_5006 IMG_5043 IMG_5061 IMG_5097 Die Ziehstrecke bis zur Amberger Hütte.

 

Deine Outdoor-Plattform zur Tourensuche und RoutenplanungMehr erfahren >

 

Gipfel mit komischem Namen (Kuhscheibe, 3188 m)

Dank gehamsterter Decken war diese Nacht deutlich angenehmer als die davor. Entsprechend aufgedreht war ich schon beim ersten Klingeln meines Weckers. Ein neuer Tag! Los geht’s! Die anderen in meinem Bett in meinem Zimmer konnten diese Euphorie nicht so recht teilen, aber egal. Ich war top motiviert. Diesmal ging es in Richtung Kuhscheibe – dem nächsten Dreitausender an diesem Wochenende. Wu schaffte mal wieder eine perfekte Spur etwas abseits der Aufstiegsautobahn, wo die Leute offensichtlich nur mühsam vorankamen und teilweise abschnallen mussten. Wir zogen hingegen gemütlich bergan und fanden uns schon wieder in einer wunderschönen Gletscherlandschaft. In einem weiten Bogen näherten wir uns unserem Gipfel und Wu stellte bei einer kniffligen Querung unter Beweis, dass er durchaus in der Lage war, umzudrehen, um die Spur sicherer anzulegen. Mit so jemandem vorne weg fühlt man sich wirklich gut.

Hat seine besten Zeiten auch schon hinter sich. IMG_5159 Aufstieg zur Kuhscheibe. IMG_5175 IMG_5184 IMG_5190 IMG_5199 IMG_5210 IMG_5226 IMG_5247 IMG_5249

Ulligunde in ihrem Element!

Blockgrat zur Kuscheibe. (c) WUSADer letzte Aufschwung zur Kuscheibe war nochmals steil und anstrengend, aber irgendwann standen wir tatsächlich alle am Skidepot am Grat. Die Aussicht von dort war einfach phänomenal. Den Gipfel ließen wir uns natürlich nicht nehmen und so ging es über einen leichten Blockgrat (II?!) in Richtung Kreuz. Wuuuhaa! Ulligunde in ihrem Element! Die Kombi aus Fels und Eis machte überragend Spaß, aber leider war das alles viel zu schnell wieder rum. Über einen letzten schmalen Grat ging es bis zum Kreuz, wo es Umarmungen für die Männer, und Küsse für die Mädels gab. Die Österreicher, die gefallen mir 😉

Erst hier am Gipfel wurde deutlich, dass wir wirklich unerhörtes Glück mit dem Wetter hatten. Um uns herum hingen dicke, dunkle Wolken in den Bergen, nur über uns strahlte die Sonne. Wenn Blogger reisen! Wahnsinn! Was für ein schönes Bergerlebnis. Ich hätte Stunden bleiben können – wäre  da nicht die Abfahrt, die zumindest im oberen Teil nochmals satten Pulver versprach. Und ja, auch diesmal freute ich mich kräftig über meine Latten, denn ganz einfach war der unregelmäßige Schnee nicht zu fahren. Aber trotzdem gelangen einige Abfahrts-Aufnahmen, auf die ich mächtig stolz bin. Es ist immer cool mit Leuten unterwegs zu sein, die ordentlich fahren können 😉

Am Grat zur Kuhscheibe. IMG_5254 IMG_5265 Der schmale Gipfelgrat der Kuhscheibe. Yeah, oben! IMG_5285 IMG_5291 Dancing Queen! Die Lady fährt sooo schön Ski! IMG_5382 IMG_5421 IMG_5439 IMG_5483

 

Um meine geliebte Skating-Strecke zur Hütte führte aber auch diesmal kein Weg vorbei. Wu und Sa zündeten wieder, wir anderen spielten Schneckenrennen und belohnten uns abermals mit allerlei Leckereien auf der Hütte. Nach dieser letzten gemeinsamen Verschnaufpause bei den Servicemädels von der Hütte ging es mit Sack und Pack über die Rodelstrecke zurück zum Parkplatz. Schluchz, heul, schnief – und ehe wir uns versahen, saßen wieder alle in Ihren Autos und verließen diesen legendären Ort in verschiedenste Himmelsrichtungen.

 

Deine Outdoor-Plattform zur Tourensuche und Routenplanung  Mehr erfahren >

 

Was bleibt?

Schade! Schon vorbei!Es bleibt die Erinnerung an ein legendäres Wochenende mit großartigen Leuten, Traumwetter und herrlichen Touren. Aber auch ein brutaler „Mental Hangover“, denn solche Tage führen einem wieder vor Augen, wo man eigentlich hingehört. Und dass man nicht allein ist mit der Sehnsucht nach den Bergen.

Was bleibt sind aber auch großartige Bekanntschaften mit Menschen, die die gleiche Leidenschaft teilen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut man sich auf Anhieb mit echten Berglern verstehen kann. Ich bedanke mich also bei allen, die dabei waren! Bei Wu der Schneefräse, Sabrina, meinem weiblichen Beistand, bei Gerald für die charmante Gipfelgratulation, bei Casi fürs Organisieren des nächsten Treffens, bei Flo fürs Wunden schützen, bei Chrissi, dem perfekten Schneemodel, bei Niko für den Film, bei Michi fürs gemeinsame Banksitzen nach den Touren und Deltev für die Runde Getränke im nächsten Jahr 😉

Und ein Hoch auf das Team von der Amberger Hütte! Wir sehen uns spätestens im Sommer, denn die Wilde Leck steht definitiv noch auf der Wunschliste.

Hier geht’s zum Bericht der WUSAs. der Hochtouristen und dem von abenteuersechtig.de.

IMG_5285


Teil 1: Finailspitze und Hintere Schwärze Nordwand (Ski, Ötztal)

$
0
0

Es war meine Idee: Wir hatten ursprünglich über die Gegend rund um das Taschachhaus gesprochen, aber die Hintere Schwärze war mir bereits bei einer meiner ersten Hochtouren aufgefallen. Ein solch formschöner Gipfel – so steil, so exponiert, so ästhetisch! “Da würde ich gerne einmal hoch“, dachte ich mir damals. Und gleichzeitig: “Der ist viel zu ausgesetzt. Dort werde ich mich nie hintrauen!” Am Freitag fiel dann die Entscheidung fürs verlängerte Wochenende: Martin Busch Hütte mit Hauptziel “Hintere Schwärze”. Und nicht nur das, sondern über die Nordwand. Mal wieder ein echtes Abenteuer!

GOPR2447_1431977098217_lowMit dem halben Ausrüstungsschrank ging es am Samstag Nachmittag mit den Bikes von Vent zur Hütte. Von “fahren” konnte keine Rede sein, die Rucksäcke mit kompletter Ski-, Lawinen-, Gletscher-, Koch-, Schlaf- und Kletterausrüstung wogen schwer und machten den ohnehin langen Weg noch viel länger. Auf den letzten Kilometern mischten sich noch breite Lawinenkegel dazu, damit wir auch wirklich auf dem Zahnfleisch auf der Hütte ankommen würden.

Der Winterraum war gut bevölkert – allesamt hatten für den nächsten Tag die Nordwand der Hinteren Schwärze vor. Wir entschieden sofort, dass wir bei unserem Plan bleiben würden und zunächst am Sonntag eine Verhältnis-Erkundungstour auf die Finailspitze machen und erst am Montag zur Hinteren Schwärze starten würden. An der Finailspitze war ich vor ein paar Jahren einmal am Grat umgekehrt – der Gipfel stand also ohnehin noch aus.

Finailspitze (3514 m)

GOPR2537_1431977098217_lowUm halb sieben ging es am nächsten Morgen dann bei wolkenlosem Himmel in Richtung Niederjochferner und über weite Schneehänge bis zur Ötzifundstelle. Am Fuß der Finailspitze testeten wir ihre Nordwand an, entschieden uns aber wegen der Verhältnisse dagegen und wählten stattdessen den Grat. Der war wunderbar abwechslungsreich und gar nicht mehr so furchtbar exponiert wie ich ihn in Erinnerung hatte.

Der Gipfel selbst war eine herrliche Schneide und bot kaum Platz für mehr als eine Person. Wir genossen kurz das Panorama, spähten potenzielle Bergziele aus und machten uns wieder an den Abstieg. Die Abfahrt um halb elf war bestens getimed und bis auf wenige Meter einfach herrlich. Die neuen Ski taten ihr übriges und so glitten wir mit ziemlich breitem Grinsen bis fast vor die Hütte.

Sonne, ein spannender Grat, ein herrlicher Gipfel, tolle Aussicht und perfekter Firn – und dann noch meine zwei Lieblingshochtouristen! Ein echter Traumtag.

Aber das eigentliche Abenteuer wartete am nächsten Tag: Die Nordwand der Hinteren Schwärze!
>> Hier gehts zum Teil 2.

Aufstieg in der Sonne über breite Schneeflächen. Erst ganz zum Schluss kommt die Finailspitze mit ihrem markanten Nordgrat in den Blick. Die Verhältnisse in der Nordwand gefallen uns nicht, wir wählen stattdessen den Grat. Mal aufrecht, meist auf allen vieren geht es in Richtung Gipfel. Da irgendwo wären wir eigentlich gern über die Nordwand aufgestiegen. Scho a bisserl steil do! Wunderschöner Gipfel! Der letzte, wieder weniger anspruchsvolle Teil des Grates. (Finailspitze) Sooo viele Berge! Rechts der Similaun, etwas links der Bildmitte die wunderschöne Hintere Schwärze. Fröhlicher Typ auf schönem Gipfel mit herrlichem Panorama. Dreamteam Herrlicher Firn! Wuhuuu! Geil! Winter trifft Frühling. Den restlichen Tag in der herrlichen Sonne lümmeln. A bisserl Luxus darf schon auch sein.

Teil 2: Hintere Schwärze Nordwand (3624 m)

$
0
0

Das ist der zweite Teil unseres Wochenendes auf der Martin Busch Hütte.
>> Hier gehts zum ersten Teil (Finailspitze)

Es ist stockdunkel, nur die Sterne und die schneebedeckten Gipfel um uns herum leuchten. Ich bin nervös und habe ein seltsames Gefühl im Bauch. Es sind so viele Unsicherheiten bei dieser Tour. Der bergsturzgefährdete, weglose Abstieg ins Bachbett, die offene Frage, ab wann wir die Ski überhaupt anziehen können, ein spaltenreicher Gletscher, ein weiter Zustieg und zu guter letzt: meine erste Nordwand. Ich hab Schiss.

_DSC74823 Uhr früh: 200 Höhenmeter absteigen, nur um dann wieder 1300 Höhenmeter aufzusteigen. Über wegloses Geröll. Mit Skischuhen an den Füßen und schwerem Seil im Rucksack. Immer einen bergsturzgefährdeten Hang im Rücken. Mitten in der Nacht. Wie bescheuert ist das eigentlich? ging es mir immer wieder durch den noch verschlafenen Kopf, bis wir endlich im Bachbett genügend Schnee für die Ski fanden. Es war bereits eine Stunde vergangen und wir befanden uns noch keine 500 Meter Luftlinie von der Hütte entfernt.

Es wird Tag

_DSC7493Als wir auf den Marzellferner gelangten, leuchteten die Schleierwolken violett und der Similaun direkt vor uns in herrlichem Morgenrot. Wir liefen ohne Seil, die Spalten waren ohnehin alle zu, die Schneedecke pickelhart. Ich spürte das tägliche Bike-To-Work-Training, fühlte mich trotz des Seils überraschend fit. Und doch wurde ich das ungute Gefühl im Bauch nicht los. Ich war mir nicht sicher, ob es einfach Angst oder womöglich eine Vorahnung war, nahm mir aber vor, speziell darauf zu achten und notfalls sofort abzubrechen. Gerald bestärkte mich darin und sprach mir zu. Das machte mir Mut. Abzubrechen, bevor es überhaupt wirklich losging – das würde ich bereuen, das wusste ich.

7 Uhr: Am Einstieg

Nach 3,5 Stunden standen wir am Einstieg.Und dann standen wir plötzlich vor ihr: Vor der Nordwand der Hinteren Schwärze. Sie sah nicht ganz so schlimm steil aus, das Wetter war perfekt, das Gipfelkreuz trotz der 250 Höhenmeter Differenz zum Greifen nah. Das negative Gefühl verflog augenblicklich. Ich war motiviert. Wir waren wegen dieser “Nordwand*” hier, ich hatte es mir gewünscht! Ich will da rein!

(*Schneefeld täts auch beschreiben, klingt aber natürlich nur halb so wild…)

Nach deutlich über einer Stunde erreichen wir endlich den Schnee. Morgenröte. Im Hintergrund der Similaun im Morgenlicht. Da ist sie! Die Hintere Schwärze! DIe Nordwand mit dem beeindruckenden Gletscherbruch davor. Die letzten Meter im Schatten. Da ist sie, die Sonne. Nach 3,5 Stunden standen wir am Einstieg.

 

Auffi gehts!

_DSC7525Mit Ski am Rücken und Zacken an Händen und Füßen wühlten wir uns anfangs noch durch eher tiefen Schnee, trafen im steilen Mittelteil auf wenig bedecktes Eis und waren froh, am Grat endlich die Waden entlasten zu können. Anstrengend war diese Art des Aufstiegs, aber nicht bösartig ausgesetzt oder irgendwie gruselig. Ich fühlte mich die meiste Zeit wohl – nicht zuletzt, weil ich einen großartigen “Seil”partner hatte, der sich entzückend um mich kümmerte – auch wenn das Seil im Rucksack blieb. Dennoch war ich froh, nach gut einer Stunde oben auf den Grat zu steigen. Die Sonne tat gut, die Aussicht und vor allem die Tiefblicke auf der anderen Seite waren schlichtweg atemberaubend. Ein Traum!

Dankbarkeit für dieses Leben

GOPR2542_1431977098217_lowDer Blockgrat zum Kreuz war schnell gemacht und so fanden wir uns keine sechs Stunden nach Aufbruch auf einem abermals extrem schmalen, ausgesetzten Gipfel. Ich! Auf der Hinteren Schwärze! Auf dem Gipfel, von dem ich vor zwei Jahren noch überzeugt war, sicher niemals hier zu stehen. Und dann auch nicht mal über den Normalweg. Ich war komplett geflashed und soo glücklich, an diesem herrlichen Fleck Erde zu stehen. Die beiden Jungs hatten ihr Versprechen eingelöst und wirklich super auf mich aufgepasst. Und ich fragte mich im Stillen, auf welchem derzeit noch völlig undenkbaren Gipfel ich womöglich in weiteren zwei Jahren stehen würde?! Ich war unglaublich dankbar.

Einstieg! Anfangs noch relativ viel Schnee... _DSC7525 Die anderen beiden sind schon fast oben... Steil ists schon! Yeah, yeah, yeah, yeah, yeah!! Was für ein wunderwunderschöner Gipfel! Die letzten Meter zur Hinteren Schwärze. SUMMIT!

Und wieder retour

_DSC7567Aber einen Gipfel “hat” man ja erst, wenn man wieder unten ist – und bis dahin warteten durchaus noch einige Gefahren: Eine steile Gipfelflanke, der spaltenreiche Gletscher, all die Lawinenkegel im Bachbett und nicht zuletzt dieser bescheidene Wiederaufstieg zur Hütte. Ich stieg die ersten paar Meter zu Fuß ab, weil mir die Option, die Nordwand nach einem Fahrfehler wieder hinunterzuschlittern, wenig verlockend vorkam. Die Abfahrt über die breiten Gletscherhänge war dann trotz gefrorener Oberfläche der Oberhammer und auch das Bachbett konnten wir dank der cleveren Spurenanlage der Jungs fast gänzlich rausfahren.

Mal wieder auf dem Zahnfleisch

Weit und breit kein Schnee mehr. Dafür loses Geröll, Mittagshitze, schwerer Rucksack, unbequeme Stiefel. Und dann zeigte uns die Hintere Schwärze auf den letzten Metern doch noch den Stinkefinger. Der Aufstieg war zäh, so zäh! Die Schuhe drückten, der Rucksack wog schwer, das Geröll war lose, die Sonne brannte und die Schneefelder trugen überhaupt nicht mehr. Wir alle suchten immer stoischer unseren Weg und machten jeder für sich drei Kreuze, als wir endlich, endlich auf den schneefreien Hüttenweg trafen. Und plötzlich fiel all die Anspannung ab. Geschafft! GESCHAFFT!!! Nicht nur die Nordwand, sondern auch den Zustieg, den Gipfelgrat (vor dem hatte ich nämlich schon auch Bammel 😉 ), die Abfahrt, den Wiederaufstieg und überhaupt: die Hintere Schwärze! Mein Traumberg von 2013. Unglaublich!

Wenige Minuten nach unserer Abfahrt schwappen die Wolken über den Grat. Perfektes Timing! Trauuuumabfahrt!! Tolles Team! Arschlochaufstieg. Und dann kommt sie doch irgendwann noch in den Blick: Die Hütte. Ich hab ja schon fast dran gezweifelt...

Erstmal Schnauze voll vom Biken

Greeeeat FUN....Wir verputzten auf der Sonnenterrasse der Hütte die letzten Vorräte und rollten nach einer gemütlichen Mittagspause auf den Bikes bis nach Vent – natürlich nicht ohne ausgiebig über all die Lawinenkegel zu schimpfen, die zu Fuß überquert werden mussten. Aber auch die ließen wir irgendwann hinter uns und ja, tatsächlich, irgendwann kamen wir wirklich an den Autos an. Während andere im Büro ihren zweiten Nachmittagskaffee holen und sich aus ihrem Mittagskoma kämpfen, schmissen wir die schweren Rucksäcke auf den Parkplatz und fielen uns in die Arme. Was für Touren! Was für Gipfel! Was für ein Wetter! Was für ein gelungenes Wochenende. Unglaublich.

Vielen Dank fürs Mitorganisieren, Mitkommen, Aufpassen, Helfen, Schleppen, gut zureden und überhaupt. Es war so genial. Auf ein nächste Mal!

 

Olperer Nordgrat &Überschreitung

$
0
0

Wenn die Bloggerfreunde von WUSA und HOCHTOURIST zusammenkommen, ist einiges eigentlich schon vorne rein fix: Es wird ein richtig gutes Wochenende mit

  1. richtig guten Leuten mit
  2. richtig guten Touren mit
  3. richtig viel zu lachen und
  4. riiiichtig viel Blödelei.

Und so auch diesmal: Die Olperer Überschreitung und der Hohe Riffler stand auf dem Speisezettel, mit dabei waren Wu und Sa von WUSA und Casi von Hochtourist.

Bei ungefähr 69°C ging es ohne Klimaanlage in einer kleinen ausgeliehenen Nussschale vom Büro direkt ins Zillertal. Fahrspaß sieht anders aus, aber dank Cola, Latella und diversen anderen Leckereien schaffte ich es tatsächlich bis zum Treffpunkt, wo mich die restliche Crew mit der tiefgekühlten Mercedes-Limousine einsammelten. Halleluja, geil!

Olpererhütte: schick!

Blick von der Olpererhütte in Richtung Schlegeisstausee, Hochfeiler und Großer MöselerEine Mautstation und der ein oder anderen ausgetauschten Neckigkeit später standen wir am Schlegeisstausee und eine Stunde später an der nagelneuen Olpererhütte. Schickes Teil! Alles aus Holz und wirklich schön gemacht – das große Panoramafenster im Speiseraum wirkt auf den ersten Blick wie eine kitschige Tapete  – bis zum Moment, in dem man realisiert, dass das vermeintliche „Bild“ ein „Fenster“ ist. Geniale Idee!

Olpererhütte: teuer!

_DSC7706Das Essen war gut, die paar Biere auch –allerdings nur bis zu dem Moment, in dem wir die Preise auf der Rechnung sahen. Hui, morgen trinken wir weniger! Da hier wohl viele die Zeche prellen, wird auch immer gleich abgerechnet, was irgendwie bisschen unentspannt war. Aber muss wohl sein – auch wenn die Kollegen auf dem benachbarten Friesenbergerhaus einigermaßen entsetzt waren über diese Manier und auch die Preise. Dort läuft noch alles so, wie man es auf einer Hütte halt erwartet.

Olperer: Los gehts!

MIt solchen Leut am Berg kann eigentlich gar nix mehr schief gehen....Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es am nächsten Tag ab zum Olperer. Irgendwie hatten wir alle nicht so richtig auf dem Schirm, dass es sich dabei um ein ausgewachsenes Skigebiet handelt – so richtig mit Bahnrattern, fahrender Pistenraube und slalomierenden Skifahrern. Irgendwie skurril. Wir stapfen stoisch auf der Piste (!) bis zum Grat, legten das Kletterzeug an und stiegen die einigermaßen steile Schneeflanke nach oben. Von 35° Steilheit war dank der ausgetretenen Spur kaum was zu spüren und auch die vereiste Querung zum Fels ging gut.

Am Grat

Am Olperer NordgratDann ging es ans Eingemachte. Yeah! Am laufenden Seil kraxelten wir auf dem breiten Rücken nach oben – die ersten Meter waren dabei gleich mal überraschend plattig. Mit Bergschuhen und im „Vorstieg“ für mich ein Novum, aber es ging super und machte einfach maximal Spaß. Casi überließ mir direkt vor der Schlüsselstelle dann tatsächlich den gesamten Vorstieg. So ein Charmeur 😉 Es machte einfach Spaß, Friends und Keile zu versenken und an diesem massiven Fels unterwegs zu sein. So geil! Leider aber auch viel zu schnell vorbei, denn nach 3,5 Stunden nach unserem Start an der Olpererhütte klatschten wir etwas unterhalb der Gipfelkreuzmeute ab. Vom Normalweg strömten immer neue Leute nach, die sich teils sichtlich unwohl in dem Gelände fühlten.

Am Gipfel

Team WuSa folgte wenig später und sorgte doch noch für ein Gruppenbild an diesem schönen Gipfel. Der Blick auf den markanten Schrammacher, den blauen Schlegeisstausee, die steile Nordwand vom Hochfeiler, die Große Möseler…  Mal wieder ein Panorama zum Niederknien. So richtig warm war es oben aber nicht und so ging es bald über den immer noch stark belebten Schneegupfgrat abwärts. Im Gegensatz zu allen anderen packten wir das Seil weg und stiegen ohne Sicherung ab – so waren wir im Gewusel der Seilschaften flexibel und konnten immer wieder vorhuschen, um zu überholen.

So schee... Im steilen Schneefeld zum Olperer Nordgrat. Jetzt gehts los! Am "Einstieg" des Olperer Nordgrats. Casi an der Leine. Die Schlüsselstelle sichern wir ordentlich, der Rest geht am laufenden Seil. Sabrina die Wilde im Vorstieg! Großer Möseler vom Olperer aus gesehen. Schicke Aussicht! Gar nicht so unsteil - aber mit Drahtseilen und Abseilstand entschärft. Feine Ausblicke...

Und noch ein Gipfel

So ein schöner. Der Schrammacher ;-)Die Kletterei war nett und machte Spaß. Verrückt, ich glaube fast, vor einem halben Jahr hätte ich mich hier noch kräftig gegruselt. Das Finale kurz vor dem großen Schneefeld an nagelneuen Stahlseilen forderte überraschend Muskelkraft, der restliche Abstieg durch den weichen Schnee und das einigermaßen end[lose] Geröll dann eher nur noch Nerven. Wir hängten spontan noch den Hüttenberg „Riepenkopf“ an – wohl einer unserer ersten Gipfel, der gänzlich ohne Aufstieg erklommen werden kann! Das breite Plateau verführte mich zu einem kleinen Nickerchen, während die anderen dem Internetempfang frönten. Diese Blogger 😉

_DSC7778Der Käsesahnekuchen samt Bier, Schnaps (Wirtin: Ihr warts am Gipfel? Dann hab ich was für Euch! …nachmittags um vier, yummi) und Skiwasser schmeckte natürlich dementsprechend gut und so ging „Kaffee und Kuchen“ direkt in “Abendessen” und “Nachtbierchen” über. Wozu arbeiten, wenn man’s Geld nicht ausgibt… Abermals viele, viele Neckigkeiten später gings dann doch noch ins Bett, aus dem uns die herrliche Morgensonne herauslockte. Auf zu neuen Gipfeln! Dazu im zweiten Artikel morgen mehr.

 

 

Das Tourenportal zur Hüttensuche und Routenplanung Mehr erfahren >

Hoher Riffler (leichte Hochtour, Zillertal)

$
0
0

Das ist der zweite Teil unseres genialen Wochenendes auf der Olpererhütte im Zillertal. Den Artikel zu unserer Olperer-Überschreitung kann man hier nach lesen.

Aufbruch in Richtung Hoher Riffler.Nach dem Olperer Nordgrat standen zwei weitere Gipfel in der engeren Auswahl: Entweder die Überschreitung des markanten Schrammachers, der abermals Kletterei im dritten Grad erfordert hätte oder aber der deutlich weniger anspruchsvolle Hohe Riffler (Zillertal, nicht Verwall). Letztendlich fiel die Entscheidung auf den leichteren Gipfel, nicht zuletzt, weil sich noch zwei (bzw. drei) Kollegen von Wusas angekündigt hatten. Zu sechst plus Hund ging es wiederum nach einem ausgiebigen Frühstück mit Panorama-Aussicht in Richtung Friesenbergerhaus, wo wir unser Material deponierten und mit leichtem, bzw. gar keinem Gepäck über das einigermaßen endlose Geröll aufstiegen. Leni, die herzzerreißend goldige Hunde-Lady, hatte mit so manch einer hohen Stufe ihre Probleme, aber auch uns bereitete das Gekraxel in Bergschuhen einen erhöhten Puls. Schwierig war der Aufstieg jedoch nicht. Heiß dafür schon, denn im Gegensatz zum Olperer gestern ging kein Lüftchen.

Ein Haufen Geröll

Blick auf den OlpererDie Aussicht vom Gipfel war natürlich wieder großartig – speziell die perfekte Pyramidenform des Olperers fiel mir erst von hier aus auf. Ein schöner Berg! Nur das Skigebiet trübte mal wieder das Bild. Natürlich waren wir an solch einem Tag nicht die einzigen an dem Berg, aber das Plateau oben ist weitläufig und so konnten wir durchaus in Ruhe die Aussicht und das perfekte Wetter genießen. Die Vorstellung, jetzt bald ein kühles Getränk auf dem Friesenbergerhaus serviert zu bekommen,  verlockte aber ebenfalls und so wählten Casi, Wu und ich eine ausgiebige Surferei auf dem einigermaßen steilen Schneefeld.  Die anderen nahmen, nicht zuletzt auch wegen des Hundes, den Weg durchs Geröll. Der Abstieg zog sich etwas, aber wie es eben so in den Bergen ist, kamen wir irgendwann auf der enorm sympathischen Hütte an. Kleine Fenster, niedrige Räume, super netter Service, normale Preise – so muss eine Hütte sein! Wir fühlten uns wohl und genossen ausgiebig die gelungene Tour.

Heiß!

_DSC7831Aber auch sowas muss irgendwann enden, denn ich musste die ausgeliehende Nussschale zeitig wieder zurückbringen. Die angegeben zwei Stunden zurück ins Tal unterboten wir natürlich wieder deutlich, was aber auch daran lag, dass es einfach brutal heiß und stickig war und man einfach runter in Wusas Klimaanlagenparadies wollte. Wie guuuut es dort war!

Tolle Leute!

Mit einem großen Sortiment an Wachhaltern  ging es in der Nussschale erstaunlich gut durch Innsbruck und auf einem nahezu leeren Fernpass in Richtung Heimat. So macht Autofahren fast schon Spaß! Die Dusche nach dem unglaublich heißen Wochenende und die Pizza auf dem Balkon war legendär. Das breite Grinsen hält auch noch bis heute an – ein großartiges Wochenende mit großartigen Leuten und zwei wunderbaren Gipfel. Ulligunde happy. Und voller Vorfreude auf das nächste Wochenende mit dieser Truppe. Ich mag diese Seite der Bloggerei!

Blick auf den Olperer (Bildmitte) Stoamandl überm Friesenbergerhaus. Blödelei kurz vor dem Gipfel. Nach der ausgiebigen Pause am schönen Friesenbergerhaus machen wir uns an den letzten Abstieg... Es ist so brutal heiß... Aber so schön! Letzter Blick zum Riffler. Der Blick nach vorne kann aber auch viel. Schlegeisstausee - zurück am Parkplatz. Schade eigentlich, das Wochenende hätte eigentlich schon noch länger sein können!

Oida Leck! (Wilde Leck via Ostgrat)

$
0
0

Es hätte eine einfache Tour werden  sollen. Der Zustieg zog sich dann etwas, das Geröll am Berg war anspruchsvoller als erwartet, der Grat selbst anfangs überraschend brüchig. Aber nach zwei Stunden schöner Kletterei standen wir am Gipfel. Zwölf Uhr – das war noch nicht so schlecht. Wenn da nicht noch ein ganz neues Abenteuer auf uns gelauert hätte…

Ohja, ob das so eine gute Idee ist, mitten in den Bruch rein abzuseilen?! Wilde Leck, Ötztal.Der Abstieg über den Süd-West-Grat war überraschend ausgesetzt und gar nicht mal so harmlos. Als wir um die Ecke bogen sahen wir die zwei sympathischen Jungs vom Vorabend, die immer etwa eine Stunde vor uns waren. Sie hatten bereits ausgiebig nach einem Abseilstand gesucht, jedoch nichts gefunden. Bis auf etwas Windiges oberhalb einer brüchigen Rinne. Wow, das sah übel aus. Aber irgendwie passte es zur Beschreibung des Hüttenwirts. Wir verbanden die Seile, um gemeinsam die volle Länge ausnützen zu können. Und los ging das Abenteuer. Durch brutalen Bruch ging es Seillänge um Seillänge vorsichtig nach unten. Sämtliche Stände mussten selbst gesucht und gebaut werden, was doch mit einem erheblichen Zeit- und Materialverlust einherging. Zufall, dass ich mir noch wenige Tage zuvor einige neue Bandschlingen zugelegt hatte? Das Sortiment Reepschnur wird künftig jedenfalls definitiv wieder am Gurt sein… Wäre billiger gewesen.

Oida Leck - wir sind unten!! Fehlen nur noch 1.000 Höhenmeter über Gletscher und Geröll. Ouhjaaaa....Insgesamt brauchte es sage und schreibe sieben Stunden, bis wir endlich aus diesem Schlund entkamen. Junge, was für eine bescheuerte Aktion! Nicht sonderlich gefährlich, nur einfach arg zeitaufwändig. Dass ich meine Arbeitskollegin so gegen vier Uhr im Allgäu abholen und weiter an den Furkapass fahren könnte, war bereits am zweiten Köpfl klar. Dass es aber fast acht Uhr werden würde, bis wir überhaupt wieder an der Hütte einlaufen würden, damit hatte definitiv keiner von uns gerechnet. Und so wurde die vermeintlich leichte Tour auf die Wilde Leck dann mit 14 Stunden doch noch zu einer meiner längsten überhaupt. Aber schlimm war’s nicht – die Begleitung in Form des Hochtouristen war wie immer großartig, es war insgesamt wenig gefährlich, die Landschaft dort oben ist einfach toll – und der Service auf der Amberger Hütte war eh wieder unschlagbar.

Nach gehörigen Portionen McDonalds mit RedBull mit Aprikosen mit Nüssen mit Schokolade und einem Nickerchen am Rastplatz keine 20 Kilometer vor der Homebase landete ich dann doch noch irgendwann gegen halb zwei im heimischen Bett – nur um sechs Stunden später bereits zum nächsten Abenteuer aufzubrechen: FURKAPASS! Finally!!! Yiha!!!

Vollmond über der Amberger Hütte. Im ersten Licht gehts los in Richtung Gletscher. Morgenstimmung im Ötztal. Anfangs ist der Weg noch gutmütig und gemütlich. Bald haben wir Sonne...! Gletschertische, woast eeeh? Gewaltige Gegend. Und los gehts ins lose Geröll. Steine so groß wie Kleinwagen bewegen sich hier. Nicht ganz so schön. Ganz hinten sieht man das Gipfelkreuz... ...während wir uns durch immer noch loseren Schutt hochwühlen. Endlich am Grat. So richtig fest ist es noch nicht. So richtig vertrauen darf man hier den Steinen nicht. DCIM103GOPRO Yeah, langsam wird das Gestein fester. DCIM103GOPRO Wir gehen am laufenden Seil, das Absichern macht mächtig Spaß, die Kletterei ist cool. Auch wenn ich immer wieder vergesse, dass ich große Bergschuhen an den Füßen habe und mich für Linien entscheide, die dafür womöglich unnötig schwer waren. Macht nichts, alles gutes Training! DCIM103GOPRO Schön! DCIM103GOPRO DCIM103GOPRO DCIM103GOPRO DCIM103GOPRO Festes Gestein, da kommt Freude auf. DCIM103GOPRO Der obere Teil vom Grat. Exposed! Perfektes Wetter. Da grinst se. Casi überlässt mir auf den letzten Metern die Führung. Der Charmeur! Und kämpft sich den harten Abschlussboulder hoch. Aber flashed das Ding! Da ist wer fertig. ...Und Gipfelfoto mag er au net. Aussicht vom Gipfel der Wilden Leck. Wir machen nur kurz Pause und steigen dann weiter ab. Wir sehen bald die Kollegen vom letzten Abend auf uns warten. Wir schließen uns zusammen und seilen gemeinsam ab. Da rein!?!!? Puh... Erster Stand. Von oben ruft uns noch eine Seilschaft zu, dass wir falsch seien, aber von hier aus gab es bereits keinen Weg mehr nach oben. Egal, das Wetter ist gut, die Stimmung auch, wir haben keinen Stress. Wir seilen hier ab. DCIM103GOPRO Uhyeah! DCIM103GOPRO Das letzte Mal Abseilen. Halleluja. Aber die Stimmung ist immer noch super. Da kommen wir her. Könnte kaum schöner aussehen, oder ;-) Yeah, yeah, yeah! Unten! Fehlen nur noch 1.000 Höhenmeter bis zur Hütte und von dort aus noch der Abstieg zum Auto. Happy people. Zunächst durch Spalten... ...dann nur noch hatschen... ...und hatschen... ...uuuund haaatscheeeen.... Casi freut sich zwischenzeitlich massiv über eine, äh, Endmoräne? ...und noch ein bisschen weiterhatschen. Endspurt! Nur noch ein paar Meter. Junge, Junge...

Sonnensuppe (Dreiländerspitze, Piz Buin)

$
0
0

Mal wieder so richtig klassisch bergsteigen. Ganz ohne schweres Klettergeraffel, ganz ohne Angstüberwindung, ganz ohne die Ungewissheit, ob man der Sache gewachsen ist. Stattdessen: Einfach mal wieder bisschen schnaufen, Gletscher gucken, fotografieren. Und natürlich Gipfel sammeln. Auch wenn aus den drei geplanten nur zwei wurden, war es dennoch ein äußerst gelungenes, ganz entspanntes Bergwochenende.

Blick von der Wiesbadener Hütte. In der MItte der Buin, rechts das Silvrettahorn samt Ostgrat.Der erste Wecker klingelte um 5.30, woraufhin eine SMS aus dem Nachbarauto kam: „Draußen ists kalt und neblig. Startmer ne Stunde später?“. Nach einer ziemlich schlafarmen Arbeitswoche kam mir das irgendwie ganz gelegen, obwohl ich natürlich auf malerisches Obheiter am Gletscher gehofft hatte. Aber warum nicht einfach mal ganz gemütlich machen? Letztendlich kamen wir irgendwann nach sieben los und legten nach einer recht entspannten Bikefahrt zur Wiesbadener Hütte gleich nochmal zwei Stunden Nickerchen ein, denn das Wetter war irgendwie immer noch nicht ganz überzeugend. Gegen elf dann aber doch – und wie! Die Sonne schien uns ins Gesicht, als wir uns den Weg zur Dreiländerspitze machten. Eigentlich war Piz Buin und Silvrettahorn geplant, aber beide Gipfel steckten in hartnäckigen Wolken. Unserer hingegen nicht, deshalb verschoben wir die Tour einfach auf morgen.

Schlafplatz direkt am See. Kurz oberhalb des Stausees lichtet sich der Nebel. ulligunde auf dem Weg zur Wiesbadener Hütte (c) Hochtourist IMG_8716 Großartige Nebelstimmung in der Silvretta. Dem Nebel entkommen.

Hatsch mit tollem Finale

IMG_8752Bei T-shirt-Temperaturen wanderten wir in Richtung Vermuntgletscher, der im Vergleich zum Ochsentalergletscher wahrlich unspektakulär daherkommt. Da wäre man mit Ski schon auch gut aufgehoben! Am Grat der Dreiländerspitze ging es dann aber doch noch zur Sache. Es lag überraschend viel Schnee drin, von Spuren war nichts zu sehen. Meine nagelneue Eiswaffe (danke an die Geburtstagsschenker!!) kam gleich richtig zum Einsatz und nach einigen wirklich tollen Metern am Grat erreichten wir den vorgelagerten Nordgipfel. Hui, das sah exponiert aus. Ich entschied mich, die letzten dreißig Meter zu sichern und weil ich an der Wilden Leck die letzten Meter zum Gipfel vorsteigen durfte, bekam Casi diesmal den Zuschlag.  Ein paar Minuten später stand er oben, ein paar weitere ich und wiederum ein paar Minuten später standen wir auch schon wieder am Nordgipfel, denn es zog bereits zu und „gemütlich“ war auch etwas anderes.

IMG_8766Wir stiegen zügig ab, trotteten über den Gletscher und zurück zur Hütte. Wir waren nicht sonderlich lang unterwegs und doch war es eine richtig schöne Tour. Super flowig, nie wirklich anspruchsvoll aber lang genug, um müde zu werden. Und ein bisschen Kraxelfeeling war auch dabei. Alles top! Happygunde mal wieder.

Blick zurück zur Wiesbadener Hütte Schöne Berge! In der Bildmitte die Dreiländerspitze. Ober den Grat rechts gehts rauf. Gerade noch fast zu warm und dann doch wieder kalt. Immer dickere Wolken ziehen auf. Mit dem neuen Mammutseil unterwegs. Bereits in Richtung Grat unterwegs. Action! Sonne! Casi! Berge! Gipfel! Aussicht Am Gipfel So schee. Blick in Richtung Jamtal. Da waren wir vor zwei Jahren mit dem ersten Bloggertreffen. Da haben der Casi und ich uns kennengelernt :) IMG_8785 Die Wolken kommen. (Dreiländerspitze via Bielerhöhe / Wiesbadener Hütte. Und zurück zur Hütte. (c) Hochtourist (c) Hochtourist Tolles Ambiente (c) Hochtourist Die letzten Meter zurück zum Nordgipfel. (c) Hochtourist

Durch die Suppe

Blick auf den Ochsentalergletscher. Ganz rechts verläuft unser Weg.Der Winterraum des Wiesbadener Hütte war überraschend groß (im Vergleich zu dem Winterraum der Martin-Busch-Hütte allemal) – füllte sich über den Abend auch zunehmend. Alles junge, sehr entspannte Leute, die allerdings alle das gleiche Ziel vor Augen hatten: Piz Buin! Ich klingte mich bereits um halb acht aus und schlief wie ein Stein bis 5.30, als der Wecker klingelte. Erst gegen sieben kamen wir los, denn der Nebel war dicht und die Nacht dunkel, weshalb wir auch heute das Frühstück etwas künstlich in die Länge zogen. Glücklicherweise lichtete sich der Nebel immer dann, wenn wir es brauchten und so erreichten wir auf direktem Weg den Ochsentalergletscher – das gelang einigen Seilschaften an diesem Tag nicht und so manche ließen den Gipfel dann gleich bleiben. Durch eine brutale Spaltenzone ging es eine gefühlte Ewigkeit im langwierigen Zickzack zwischen den Spalten hindurch – manch eine Brücke war gerade breit genug für beide Schuhe. Aber es ging und wir kamen doch recht zügig voran.

Mit dem ersten Licht. In der Nacht hat es nochmals geschneit. Die Sicht ist etwas bescheiden. Spalten, so viele Spalten! Ochsentalergletscher samt seiner Spalten.

Climbing, baby!

Ulligunde in der Schlüsselstelle vom Piz BuinIn der Buin-Scharte hielt uns wenig. Es war kalt, es windete. Einfach ungemütlich. Wir machten uns schnell an den Gipfelaufstieg und holten die zwei Kollegen, die eineinhalb Stunden vor uns gestartet waren, kurz vor den kniffligen Stellen ein. Auch sie hatten nicht unser Glück und hatten sich anfangs arg verlaufen. Gemeinsam kletterten wir durch die „Schlüsselstellen“, die mir – zumindest bei den heutigen Verhältnissen – recht gutmütig vorkamen. Aber vielleicht war ich einfach so begeistert, endlich mal wieder mit Steigeisen unterwegs zu sein, dass mir die Ausgesetztheit nichts ausmachte. Schwer war es jedenfalls nicht.

Sonne!

Ein bisschen blauer Himmel am Piz Buin.Die letzten Meter zum Gipfel geschah dann doch noch, was wir uns alle erhofft hatten: Sonne! Wenn auch nur haarscharf, denn wir waren exakt auf Höhe der Wolkendecke, aber immerhin reichte es für ein bisschen blauen Himmel. Wir blieben auch heute nicht lang am Kreuz, kraxelten alles wieder hinunter und hatschten diesmal zu viert am Seil zurück in Richtung Wiesbadener Hütte. Das Silvrettahorn sparten wir uns bei dieser Sicht und verschoben es auf eine Skitour im kommenden Winter.

Die erste schwerere Stelle am Piz Buin. Spreizen hilft doch fast immer. (c) Hochtourist Vielleicht ganz gut, dass man nicht sieht, was da unten ist (c) Hochtourist Die Sonne kommt langsam durch auf dem Weg zum Piz Buin. Yeah!!! Casi macht den ersten. Tom den zweiten... und der Mucki den dritten. IMG_8854 Die letzten Meter zum Piz Buin. Team! Über den Wolken am Piz Buin. IMG_8873 (c) Hochtourist Alles wieder runter... ...und noch weiter runter... Im Hintergrund der Kleine Buin. Spalten, Spalten, Spalten... Der Ostgrat vom Silvrettahorn. Der war ursprünglich mal angedacht, aber dafür brauchen wir glaube ich noch etwas mehr Informationen. Der Zustieg vom Gletscher auf der Südseite sieht jedenfalls arg brüchig aus... Zur Abwechslung mal Spalten. Gletscherbruch. Flowige Abfahrt! Der Stausee.

Und die Moral der Geschicht?

Manchmal darfs auch einfach ganz gemütliches Herumhatschen sein – so bleibt endlich mal wieder Zeit zum Fotografieren und zum Gucken. Und nette Leute trifft man auch noch. Merci Casi fürs Mitkommen, Verpflegen, Seil nehmen und Aufpassen.

 

 

Mag nicht mehr! (Galengratverschneidung, Furka)

$
0
0

„Klettern am Furkapass (Galengratverschneidung, Hannibal)“ – das stand bereits im Winter schon auf meiner Alpinwunschliste. Der Punkt mit dem Furkapass stand mit der Wilden Leck ganz, ganz oben. Und nun waren wir tatsächlich hier!

Gemeinsam mit Freundin Lena hatten wir uns wegen der genialen Wettervorhersage gleich ein verlängertes Wochenende rausgelassen und auch wenn der erste Tag wegen der vermurksten Aktion an der Wilden Leck deutlich verkürzt war, reichte es da noch für die gemütliche Via Heinrich (klein Furkahorn) und am Tag darauf gleich für die recht (mental) anspruchsvolle Route Perrenoud am Chli Bielenhorn.

Zum Bergschrund

Am Gletscher zur Galengratverschneidung. Im Hintergrund der Hannibalturm.Nun also Tag drei. Der Kopf war durch, die Muskeln schon einigermaßen müde, die Motivation irgendwie nur da, weil ich mir die Tour halt so fest vorgenommen hatte. Wir stapften mit der Gletscherausrüstung ein weiteres Mal vom Auto in Richtung Sidelenhütte, seilten uns sicherheitshalber am Gletscher an und erreichten nach rund 1,5 Stunden den Bergschrund. Alter Schwede, ein tiefes Teil!

Skeptische Blicke zwischen Lena und mir beim Anblick der ersten Seillänge. Sieht schwer aus. Ist es ja auch, mit 6a+ die schwerste Länge überhaupt. Die Absicherung mit Borhaken und Friends schien aber machbar. Also halb über dem Bergschrund wackelnd irgendwie raus aus den Berg- und rein in die Kletterschuhe. Bloß nichts ins schwarze Loch reinwerfen – weder Ausrüstung noch sich selbst. Dann ein beherzter Schritt rüber an den Fels, Füße putzen und los ging’s!

Irgendwie cool!

Lena in der zweiten Seillänge der GalengratverschneidungDie Kletterei war anspruchsvoll, aber irgendwie cool! Mal wieder für Große gebohrt, aber egal, das waren wir Zwerge ja schon gewohnt. Lena zuckelte beeindruckt hinterher, meinte noch, dass sie die Seillänge sicher nicht vorsteigen hätte wollen: „Respekt!“, sagte sie. So schlimm war’s doch gar nicht. Sie stieg souverän direkt weiter und war bald außer Sichtweite. Zeit zum Gucken: Wow, schon schön hier. Sonne auf dem Rücken, der Gletscher unter uns, schroffe, ständig polternde Felsen um uns herum, die Schweizer Bergwelt  am Horizont. „STAND!“. Gut, genug geträumt. Ich also. Huch, das ist aber schwer für 5c. Schon auf den ersten Metern warteten ganz schön kleine Leisten, dann eine irgendwie schöne Verschneidung mit mächtigen Hakenabständen. Als Finale noch eine wahrlich gruselige Platte, gefühlt ungefähr so 290 Meter über dem letzten Haken. Oida Leck, die Seillänge hätte ich nicht vorsteigen wollen!! Lena lacht und meint, es wär gar nicht so schlimm gewesen. Langsam sind wir uns einig, dass Vorstieg leichter als Nachstieg ist…

Furcht- und Ahnunglos

Wilde Ausblicke aus der Galengratverschneidung auf den Gletscher.Wir zogen Länge nach Länge durch und teilten uns stets den Stand mit einer anderen irgendwie lustigen Deutsch-Schweizer-Seilschaft. Der eine absoluter Perfektionist, sehr umsichtig. Der andere ein „geht scho, basst scho!“-Typ – furchtlos ganz sicher, aber halt auch ahnungslos. Die Jungs bremsten uns aus, aber uns passte das irgendwie. Wir waren noch etwas gekennzeichnet von der wilden Abseilaktion von gestern – wir hofften darauf, gemeinsam abseilen zu können – die Jungs würden vielleicht Gentleman spielen und unser Seil retten, falls es sich mal wieder verfangen sollte. Das Furkagebiet lehrte mich jedenfalls bereits, mehr Respekt vor dem Abstieg als vor dem Aufstieg zu haben…

Zäh

Lena in (unserer) letzten Seillänge der Galengratverschneidung am Furkapass.In der viertletzten Länge, eine lächerliche vier-irgendwas! – gruselte es mich zu Tode. Die Länge führte echt ausgesetzt durch große Blöcke, die teils fest waren. Teils halt auch nicht. Links rum, rechts rum!? Kein Plan! Ich traute mich nicht recht, Friends zu verstecken, nicht dass die hier noch den halben Berg aushebeln. Ohne wäre aber auch blöd, also doch mal einen Friend, mal eine Schlinge, sogar mal ein Keil. Und mit jedem Placement wurde die Seilreibung größer, weil man sich ständig um irgendwelche Blöcke herumschlängelte. Mir ging die Düse, ich hatte keine Lust mehr. Hatte ich schon in der vorangegangenen Länger nicht mehr! Die Aktion an der Wilden Leck, der ganze Fahrstress, die schwere Tour gestern und dann hier so ein blödes Gehampel zwischen losen Blöcken. Immerhin markierte der Johnny aus der anderen Seilschaft den nächsten Stand mit sich selbst. Sehr gut, dann wusste ich wenigstens auf den letzten Metern, wohin ich musste. Ich war durch und kuschelte mich zu ihm an den leicht unbequemen Stand. Lena kam nach, noch ziemlich frisch. Ich beichtete, dass ich nicht mehr mochte. Sie zögerte, wollte wenigstens noch bis zum großen Band klettern. Weiter wäre ohnehin nicht gut, wir waren schon echt spät dran. Okey, bis zum Band. Na gut, ich krabbel hinterher. Schlappi.

Im Pulk abwärts

Am Stand oben sammelte sich alles. Mehrere Seilschaften kamen von oben gerade abgeseilt plus wir zwei Seilschaften von unten. Kuriose Überholmanöver unausweichlich, weil ja irgendwie jeder noch in der letzten Sonnenwärme runter wollte (und jemand über sich haben wollte, falls sich das Seil verhängen sollte. Ja ja!).

Hungriger Bergschrund

Der Hannibalturm in der letzten Sonne.Letztendlich waren wir irgendwie doch die letzten, weil wir zu viert abseilten. Die lose Schuppe, die unser Seil beim dritten Abseilen umschlungen und beim dran Ziehen halb ausgehebelt hatte (andere Seilschaften direkt unter uns, Halleluja) noch im Kopf, machte ich drei Kreuze, als wir tatsächlich am Gletscher ankommen und das Seil komplett neben uns lag. Yeah! Und gleichzeitig: SHIT! Unsere Ausrüstung lag noch halb im Bergschrund – mit Kletterschuhen klettert es sich wenig schön auf sehr steilem Schnee. Und wie zieht man Bergschuhe an, wenn man nirgends stehen kann?! Der schwarze Schlund immer neben einem, der nur darauf wartete, Ausrüstung zu futtern… Meinen Socken nahm er gleich, den Schuh des Kollegen auch. Aber Gott sei Dank beides so, dass wir alles noch bergen konnten.

Passt!

Schöner Abend.Irgendwann hatten wir tatsächlich Ausrüstung und uns selbst über den steilen Rand gehievt und standen auf der anderen Seite, der flache Gletscher in greifbarer Nähe. Jetzt war es tatsächlich vorbei. Ich war froh, gleichzeitig aber auch etwas enttäuscht. Ich hatte mich sehr auf die Tour gefreut. Aber andererseits hatten nur noch zwei Seillängen gefehlt – und auf einem Gipfel wären wir ohnehin nicht rausgekommen, nur auf einem Grat. Alles nicht so schlimm, die Kletterei war cool und die schwere Seillänge gelang mir easy im Onsight. Passt schon, passt schon!

Morgen wird’s was geben!

Wir sprangen in weniger als einer Stunde zurück zum Auto und erreichten es mit dem letzten Licht. Frühstücken, Klettern, Abendessen, Schlafen. Irgendwie kein besonders „entspannender“ Urlaub – aber ein spannender, sowas von! Und morgen kommt wohl das absolute Highlight: DER HANNIBALTURM!


Conquest of Paradise (Hannibal, Furka)

$
0
0

Montag. Tag vier. Alles tut weh. Die Haut an den Fingern ist kaputt, die Muskeln müde, die Füße schmerzen von den engen Schuhen, die Haut spannt von der vielen Höhensonne. Aber egal, heute geht es nochmal so richtig zur Sache. Eigentlich zum Highlight dieses Trips: HANNIBALTURM! Yaiaiaiai!

Die Conquest of Paradise im Morgenlicht. So schöööön.„Der Hannibal“ ist ein freistehender Turm, der vom Plaisir-Chef Jürg von Känel persönlich entdeckt und eingebohrt wurde. Um den ganzen Turm wurde eine richtig kleine Story gebaut. Am kuriosesten ist wohl die (echte!) Bushaltestelle am Gipfel, inklusive Fahrplan, Schild und Bank. Und so gibt es am Hannibalturm die Haltestelle „Hannicity“, die rote HanniBANK, es gibt eine Highline, die Hanniline und natürlich die passende Route Hannimoon.

Das Ding muss gut sein!

Lena rockt mal wieder souverän die zweite LängeJeder, der an diesem Klapfen bisher geklettert ist, war einfach schwerauf begeistert. Ich wollte da hoch. Allerdings viele, viele andere auch, weshalb der Turm in den vergangenen Tagen regelrecht belagert war. So wollten wir nicht klettern, weshalb wir alles auf eine Karte setzten und den Hannibal für unseren letzten Tag (Montag!) planten – möglichst früh, um der Menge am besten irgendwie zuvorzukommen.

Eroberung im Morgenlicht

So stiegen wir im herrlichen Sonnenaufgang die letzten Meter zum Einstieg und kletterten in roter Morgensonne an diesem sensationellen Fels nach oben. Wohlgemerkt: Völlig allein!

Letzte schwere Seillänge geschafft!!Jede einzelne Seillänge war anders, wartete mit großartigem Fels auf und hielt immer irgendeine Überraschung bereit. Wir waren schwer begeistert. Soooo schön!! Nach wenigen Stunden waren wir oben, gerade als unten sich die ersten Verfolger aufmachten. Wir genossen komplett allein die Aussicht von der gemütlichen Hannibank. Und diesmal klappte auch das Abseilen wie am Schnürchen. Es lief wirklich perfekt und wir hüpften pünktlich um zwölf nach einem kurzen Kaffee in meinen Bus. Nach Hause, weg von diesem traumhaften Ort! Wir kommen wieder, gar keine Frage.

Facts

Lena und ich am Gipfel.Der Furkapass ist ein wahres Paradies, egal ob für klassische Hochtouren, für Grate, für Trad-Kletterei, Plaisir par excellence oder anspruchsvolle geboltete Touren. Am Parkplatz kann problemlos gecamped werden, Wasser gibt’s nach etwas Suchen auch. Einfach perfektektektekt!!! Wahnsinn!

Am gleichen Wochenende geklettert:

 

Das (aus der Mammut-Werbung) berühmte "Kamel" am Furkapass. Sonnenaufgang in den Schweizer Bergen. So schön. Der Mond ist auch noch da. (Klein Furkahorn) Die Bushaltestelle auf dem Hannibalturm im ersten Morgenlicht! Lena im Morgenlicht in der ersten Seillänge. Plattig! Da rockt sie mal eben! Top! Wir habens echt geschafft, ganz entspannt und wie immer sauber in Wechselführung. Was für ein geniales Wochenende! Absolut traumhaft! Im Hintergrund das Kleine und Große Bielenhorn, die Sidelenhütte und überhaupt einfach ein sensationelles Panorama. Es ist schon nochmal was anderes, inmitten einer Gletscherwelt zu klettern. Am GIpfel des Hannibalturm, inklusive Bushaltestelle, Bank und Fahrplan. Im Hintergrund das Groß Bielenhorn (re) und der Galenstock. DCIM103GOPRO Schaut plattiger aus, als es in Wirklichkeit war. Die Abseilpiste ist jedenfalls absolut genial eingerichtet - selbst die Richtung, in der der nächste Stand ist, wurde angezeichnet. Plaisir pur. Heil wieder unten.

Folge dem Bruch (Trainer C Bergsteigen, Kurs „Eis“)

$
0
0

Was ist noch Gehgelände? Ab wann ist Sicherungsbedarf? Und wie läuft das eigentlich mit dieser Spaltenbergung? Im zweiten Teil der Ausbildung zum DAV „Trainer C Bergsteigen“ (ehem. Fachübungsleiter) ging es vorwiegend um die Ausbildung am Gletscher. Neun Tage mit zwei außergewöhnlichen Ausbildern, viel Bruch und zickigem Wetter. Und trotzdem sauguter Stimmung!

Dreamteam beim zweiten KursMit manchen Menschen passt es einfach auf Anhieb. Gleich drei bekannte Gesichter aus dem ersten Kurs schlurften vergangene Woche in den Gasthof im Ötztal. Und obwohl wir uns teils nur flüchtig kannten, war mit Küken Charly (Lotte), Steileismaschine René (Faxe) und Sympathikum Chris (Toni) sofort klar: Das muss einfach gut werden! Wurde es auch, auch wenn das Wetter gerade bei den spannenden Themen zuverlässig gegen uns arbeitete. Aber von Anfang:

Klett-scher!

Die ersten zwei Tage waren – wie es sich für einen Gletscher-Kurs eben gehört – geprägt von Klettersteig-Ausbildung. Äh, ja. Klingt komisch, war aber so. Auf diese Weise kam Klettersteigjungfergunde wenigstens endlich mal in den Genuss eines E-Klettersteigs – wohlgemerkt einem, dessen schwere Passagen konsequent durch einen ausgewachsenen Wasserfall führten – wir sind ja hier nicht zum Locken zwirbeln.

Während man die ersten zehn Leitersprossen noch denkt, dass das ja eigentlich ganz lustige Griffe sind, werden die nassen Stahlteile irgendwann dann doch ziemlich unangenehm und plötzlich erwischt man sich beim Hooken, Eindrehen, dynamisch anziehen… Wie gut, dass wir die Sicherungsübungen alle im leichten Gelände gemacht hatten und hier nur auf unser Knochenbrecher-Sicherungsset vertrauen konnten. Ging natürlich, aber mit den Worten von Bergführer Peter (Papa Schlumpf) „Glaubt mir, ihr wollt echt nicht ausprobieren, wie sich das anfühlt, in ein Klettersteigset zu fallen!“ im Kopf, war die Sache nur mittelmäßig spaßig. Ein Hoch auf’s Klettern mit Seil!

Hauptgang mit Dessert

Nach einer Portion grantigem Kellner und nächtlichem Olympia-Dressur-Reiten ging es am nächsten Tag in den Klettergarten: An der einen Station wurden verschiedenste Variationen der Sicherungsmöglichkeiten im Gelände serviert, an der anderen hingegen Prusiktraining für Fortgeschrittene. Umweltexperte-Kletterhallenbetreiber-Jäger-Dozent-Soldat-Lebenskünstler Sven garnierte alles mit Facts zum Thema „Umwelt“, Bergführer Andi (Gargamel) ergänzte noch mit „Wetter“, bevor es nachmittags dann endlich auf die Vernagthütte ging. Drei Stunden waren angegeben, wir machten’s natürlich in zwei – das Abendessen rief. Man muss Prioritäten setzen, eh klar.

Fluchtkogel, Wetter, Bruch: Routinen etablieren

Mit dem Abendessen kam auch schon das schlechte Wetter und so ging unsere erste Ausbildungstour recht schnell in eine Regen-Graupel-Wind-Aktion über. Damit der Gesamteindruck stimmig ist, entpuppte sich der angebliche Zweier-Grat, an dem wir das Gehen am gleitenden Seil üben hätten sollen, in brüchiges Schmodder-Gelände. Ehe wir uns versahen, standen wir leicht verdreckt via dem Nordgrat auf dem Fluchtkogel.

Und was hilft gegen schlammige Handschuhe besser als ausgiebiges Schneewühlen? Folgerichtig hingen wir wenig später in einem tiefen Windkolk, der uns für die Gletscherausbildung diente. Bei Wind und Regen hängt man sich ja gerne ans Seil und wartet, bis die Kollegen einen rausfischen! Dank den Speedos Charly und Chris ging das alles aber ziemlich flott und wir tauschten die klatschnassen Klamotten auf der Hütte bereitwillig gegen Kuchen, heiße Schoki und das ein oder andere Hopfengetränk.

Routinen festigen

Erste Hilfe gabs natürlich auch noch....Aber bloß keine Ruhe! Am nächsten Tag wurde es ernst, denn sowohl die Theorieprüfung als auch der Test zum „persönlichen Können im Fels“ wurden abgefragt. Natürlich im Regengraupelwindgemisch, alles andere wäre aber auch einfach nicht authentisch gewesen.

Blockstand auf nassem Fels, Schleifknoten mit triefendem Seil, Abseilstand an zwei mittelmäßigen Fixpunkten mit feuchten Pfoten, Stand an einer moosigen Sanduhr… Klassiker. Für Zinnenfans durchaus gewöhnte Aufgaben, auch wenn es ärgerlich ist, dass zum Beispiel der Blockstand im einen Kurs so und im anderen Kurs anders gelehrt wird. Egal, Hauptsache alles hält. Und dass man den Sackstich doch auf die Seite des Kletterers macht, klingt eigentlich ganz vernünftig, denn so kann der Stand leichter „im Klettern“ abgebaut werden. Für gut befunden. Abgespeichert.

Routinen brechen

Der nächste Streich, der folgte zugleich. Fröhliches Herumeiern in steilem Eis mit Steigeisen, mal mit Pickel, mal ohne, mal steil, mal richtig steil. Dazwischen Sanduhren bohren, Eisschrauben rausschmelzen lassen (ja, für ausgerechnet diese Übung hatten wir ganz un-routinemäßig Sonnenschein…) und nochmal Spaltenbergung perfektionieren… Heim hoppeln, zehn Minuten Pause, Szenenwechsel: Eisschrauben weg, Friends her. Gestaffeltes Klettern üben. Oder: Die Suche nach dem guten Block. Ich bin ja immer wieder fasziniert, wie rasch Bergführer (oder Michis) anständige Köpfl finden. Ich steh da und sehe maximal Risse für Friends. Ich bin einfach irgendwie falsch konditioniert.

Bewährtes bloß nicht ändern!

Spaltenbergungsprüfung.Nächster Morgen: Früher Wecker. Spaltenbergungsprüfung mit Option auf Eisflanke. Alles beim alten, sowohl das Wetter (Graupel-Regen) als auch der Gipfel (Fluchtkogel, diesmal von Nordwest). Nur am Joch wäre ich direkt wieder umgedreht, denn in leicht mit Schnee bedecktes Schmodder-Gelände, das irgendwo im Nebel endet, hätte ich meine Gäste wohl eher nicht geführt. Der Spürsinn des Schlumpf-Bergführers findet aber natürlich eine gangbare Querung und schon hingen drei von uns in der imposanten Spalte. Großes Teil! Aus Graupel wurde Regen, die Nassschneerutsche wählten jenen Weg, den wir in entgegengesetzter Richtung vor hatten und so bließen wir die Flanke ab und schmodderten zurück zu Kaffee und Kuchen.

 

Sonne?!

Wahrscheinlich aus purem Selbstschutz schickte uns Petrus für den letzten Tag, den großen Prüfungstag, doch noch gutes Wetter. Blauer Himmel, Pulliwetter, perfekte Fernsicht. So sieht das hier also aus! Ganz schön wenig Gletscher für sooo viel Geröll.

Den Gletscher am Joch, der früher noch Ausgangspunkt für unsere Grattour war, gibt es schon lange nicht mehr, wir wählten stattdessen den Aufstieg über eine nette Eisflanke. Standplatz bauen, Fixseil einrichten, letzten nachsichern. Merke: Nicht über dem Stand klettern und schon gar nicht über dem Stand den nächsten einrichten. Was beim Eisklettern gilt, gilt in so einer Schneeflanke durchaus auch und so spielten wir am unteren Stand Baseball mit den herunterrollenden Schneestücken. Letzter Stand, flaches Gelände. Spuranlage linksrum? Direkt? Was ist gefährlicher, die Spalten oder die Mitreißgefahr?

Ab in den Bruch

Die ersten Meter am Grat, im Hintergrund die Hintergraslspitze.Ankunft am bröseligen Grat, der natürlich auch am Fluchtkogel endet, diesmal quasi von Ost. Fluchtkogel. Bruch. Bewährtes soll man nicht ändern, immerhin tanzt das Wetter ja schon aus der Reihe. Umbau auf gleitendes Seil, Führungswechsel, schnell weiter!

»Unterhalb der Schneide ist das Gestein häufig brüchig«, stand im Führer. Hinzuzufügen wäre vielleicht noch, dass es auch an der Schneide selbst brüchig ist, aber gut, mit genügend großen Schlingen kann man einfach so viel losen Stein einfangen, dass es am Ende vielleicht doch wieder hält.

Nach 100 Metern das Kommando vom Chef »Umbau auf Gehgelände, Erika, du übernimmst!«. Aye aye, Käpt’n Schlumpf! Klassisches Bergsteigen bis zu einem Pfeiler, kurze Ratlosigkeit: Besteht da jetzt Sicherungsbedarf (bei mir ja quasi immer ;-))? Sicherung des Gastes besser im Nachstieg oder besser im Vorstieg? Käpt’n Schlumpf sah’s anders als ich Abstiegskletterfurchti, was mir am Ende meine einzige Note 2 einbrachte. Völlig egal, denn wenn der Grat noch ein bisschen fester würde, dann könnte das hier sogar noch ganz  lustig werden!

 

Von Platten und scharfen Schneiden

Fest wurde es, allerdings nur für wenige, überraschend plattige Meter. Mit Bergschuhen, ungesichert. Einfach toll. Danach Bruch, viel Bruch oder wahlweise mal ganz kurz besonders viel Bruch. Erst die „Zähnli“, ein zehn-Meter-Hangel-Quergang an tatsächlich solidem Fels ließ ein wenig Kletterspaß aufkommen.

Dazwischen wieder Bruch, Paternoster, Ablassschaukel, gleitendes Seil, gestaffeltes Klettern und unzählige Umbauaktionen zwischen Gehgelände und Sicherungsbedarf. Ich bin ja ein Fan von Seilen, aber irgendwann hatte selbst ich genug vom ständigen Seilauf- und abnehmen. 60 Meter 10mm Strick, noch dazu nass. Aber mit müffelnder Halskrause klettert sich’s ja eh viel besser.

Zurück ins Eis

Links die Aufstiegsspur, rechts unser Abstieg.Nach fünf statt zwei Stunden waren wir tatsächlich endlich, endlich durch. So richtig Pause gab’s trotzdem nicht, stattdessen wartete eine weitere Firn/Eis/Wasser-Steilstufe. Eismaschine René hatte die Führung und übergab mir Eisnachwuchsgunde das Einrichten des nächsten Standes mitten in der Flanke. Der Schnee war so ungefähr 56 Meter tief, ablassen, wenn man bis zur Hüfte einsinkt, stellte sich im Nachhinein als mittelmäßig spaßig heraus. Dafür klappte das mit der Eissanduhr erfreulicherweise direkt. Profi am Werk! 🙂

Irgendwann standen wir dann doch wieder unten am Gletscher und nach rund elf Stunden wieder daheim auf der sonnenbeschienenen Terrasse. Elf Stunden für den Hausberg-Grat, das muss man erstmal schaffen.

Routinen behalten

Fröhliche Ausbilder sind immer noch die besten. Papa Schlumpf bei der Arbeit.Um die Routine aus Fluchtkogel, Wetter und Schnaps nicht völlig zu ruinieren, gab es nach Notenbekanntgabe noch die ein oder andere Marille, eine leicht betüdelte Feedbackrunde und noch ein letztes Mal Packen. Ein klein wenig traurig, weil man diese doch irgendwie schöne Gegend verlässt, aber auch ziemlich fröhlich, denn neun Tage Kurs sind anstrengend und die Vorfreude auf den Partner ist groß.

Der geplante Grundschartner fiel – wie üblich für diesen Sommer – natürlich wieder sprichwörtlich ins Wasser (sch*** Routine!), stattdessen gab’s ein paar Tage nette Urlaubs-Sportkletterei im Ötz- und Zillertal. Und auch wenn das Niveau dank Selbstständigkeit und unbeständigem Wetter gefühlt dieses Jahr nicht ganz so hoch ist wie im letzten, waren doch ein paar schöne Linien dabei, von denen zwei definitiv nochmal wiederholt werden wollen, dann aber mit Friends und Keilen!

Finale 2017

Im nächsten Jahr wartet noch der letzte Teil des Kurses, mit dem ich mich dann hoffentlich „Trainer B Alpinklettern“ nennen darf. Nachdem aber Papa Schlumpf mir bereits während dieses Kurses die Bergführerausbildung ans Herz legte (wenn der wüsste, wie ich mich fürchten kann! 😉 ), bin ich enorm gespannt auf den Kurs. Für dieses Jahr wünsche ich mir aber viel mehr ein Ende dieser Wetter-Routine und noch ein paar erfolgreiche Touren in Schnee und Fels. Hoffentlich geht sich noch was aus.

Die zwei Bergführer Peter Albert und Andi Thomann.Wer sich für eine Trainer-Ausbildung beim DAV interessiert, findet hier den Bericht vom ersten Kurs (Fels) und hier weitere Informationen direkt vom DAV.
Mit dabei waren die zwei Bergführer
– Peter (Homebase Garmisch, hier ein lesenswerter Bericht von seiner Tour am Fitz Roy) und
– Andi (Homebase Allgäu/München)

 

Platten hoch, Platten runter: Grundschartner Nordkante

$
0
0

Es gibt diese Touren, die ganz, ganz oben auf der Wunschliste stehen. Sie stellen alles andere in den Schatten und geben erst Ruhe, wenn man sie unternommen hat. Letztes Jahr war es die Wilde Leck mit ihrem Trümmerabstieg, dieses Jahr irgendwie der Grundschartner.

Grundschartner Nordkante. © Michi DürrDie Nordkante dieses Zillertal-Gipfels wird meist in einem Atemzug mit »Badile Nordkante« und »Fußstein Nordkante« genannt. Und die summieren wiederum unter dem Synonym »beste Granitkletterei der Ostalpen«. Der Grundschartner ist dabei aber speziell wegen seiner Länge (600 Klettermeter, kein einziger Borhaken, bis V+ oder VI+, je nach Führer) durchaus nicht ganz trivial, weshalb ich auch ziemlich Respekt vor der Tour hatte. Aber die Kombination aus langer Tour, Kletterei mit Seil und einem schönen Gipfel verspricht erfahrungsgemäß einen tollen Tag draußen in den Bergen. Ulli-dahochwill-gunde!

Der Gutschein

Jaja, dieser Gutschein… Das Damoklesschwert! Mein Partner hatte mir zu meinem Geburtstag einen Gutschein geschenkt: »Eine Tour deiner Wahl.« DEINER war dabei doppelt unterstrichen, denn während ich sehr gerne mittelschwere Kletterei an aussichtsreichen Graten mit Gipfel genieße, zieht er steile, schwere Touren mit wenig bis (gefühlt) gar keiner Absicherung vor und fällt schon allein bei dem Wort „Grat“ in einen ernstzunehmenden Schockzustand. Grundschartner Nord und Mayerlrampe vs. Grand Jorasses und Super Errectissima. Durchaus gewisses Kollisionspotenzial. Als sich diesen Sommer dann aber doch tatsächlich noch ein echtes Gut-Wetterfenster abzeichnete, wurde kurzerhand der Gutschein endlich eingelöst und wir fanden uns mitten unter der Woche mal wieder im schönen Zillertal.

Es wird wahr!

Sternenhimmel über dem ZillertalSchön war auch der Sternenhimmel, der nachts um vier über uns funkelte, während wir bei warmen Temperaturen das Frühstück verputzten. Endlich Sommer. Ende August ja dann auch irgendwann mal Zeit. Im Schein der Stirnlampen ging es steil durch frische Kuhfladen zur Bodenalm, die wir mit dem ersten Tageslicht erreichten. Erster Blick auf die Kante: Irgendwie fast schon unspektakulär, zu oft hat man dieses Bild in all den Tourenberichten gesehen. Weiter im Bachbett bis zum Talende. Rechte Rinne kurz hoch, dann links raus und über Gras bis auf 2.500 Höhenmeter. Wir also: Rinne kurz hoch, dann rechts raus. Rechts? Ups. Aber steiles Gekletter in Schmodder und durch garstigen Grünerlengürtel hat ja auch was. Kommt man schon auf Betriebstemperatur! Irgendwann doch auf freier Wiese, bis auf 2.500 hm aufgestiegen und bis zur Kante rüberqueren. Gut, das war einfach. 1500 Höhenmeter, drei Stunden bis hier her.

 

An der Kante

Die ersten Meter am Grat.Zwei andere Seilschaften hatten den Wanderweg gewählt. Der war zwar etwas weiter, aber wahrscheinlich auch nicht anstrengender. Nicht ganz blöd. Blöd hingegen, dass wir alle punktgenau gleichzeitig am Einstieg waren. So ein langer Zustieg, mitten unter der Woche, kein Mensch sonst… und dann das?! Tz! Wir ließen den anderen Seilschaften den Vortritt und legten ein gemütliches Frühstück im ersten Sonnenschein ein. Die Hoffnung, dass sich alle Teams schön aufreihen würden, platzte leider. Schon nach unseren ersten Klettermetern am Seil wurde klar, dass sich bereits an der ersten Schlüsselstelle alles knäulte.

Parallel in der Schlüsselstelle am Grundschartner.Die nachrückende, vierte Seilschaft mit dreifach gestreiftem Bergführer hatte ähnlich wie wir wenig Absicht, sich von sowas groß ausbremsen zu lassen und so begann ein eher unentspanntes Wettrennen um die besten Plätze. Oder halt irgendwelche Plätze! Zwar bietet die Kante Spielraum für Varianten, aber drei Seilschaften parallel, das ist so mittelcool, speziell in der Schlüssellänge. Michi fand das auch und legte in dem Moment, als er am laufenden Seil die Führung übernahm, einfach mal einen Zacken zu. Hieß für mich: Schluss aus vorbei mit Koalamodus, jetzt wirds sportlich.


Welche Ausrüstung ich bei solchen Touren derzeit dabei habe:
(Die ganze Übersicht gibt’s hier)



Highspeed-Krabbelmodus

Krabbeltier beim Seilreibung erstellen. © Michi DürrWahrlich außer Atem folgte ich dem Meister am laufenden Seil, sammelte hin und wieder eine der vereinzelten Zwischensicherungen und Seilklemmen ein. Vorbei an dem einen Stand, vorbei am nächsten. Großartige Kletterei! Nie allzu schwer, aber auch nicht ganz easy. Mit Bergschuhen hätte ich auf einigen der Platten jedenfalls wenig Spaß. Mit Kletterschuhen dafür umso mehr. Zum Gucken blieb allerdings keine Zeit.

Anhalten und Einreihen war inzwischen keine Option Die letzten Seillängen sicherten wir.mehr, denn hinter Adidas-Bergführer folgten schon die nächsten Seilschaften. Alter Schwede, das »so oft wird die Kante gar nicht gemacht« im Tourenbericht der Wuiden Buam stimmt heutzutage wohl nicht mehr! Inzwischen waren wir sechs Seilschaften am Berg, »vergleichsweise noch wenig« laut Streifenmann. Der überließ mir direkt an der Schlüsselstelle dann völlig unerwartet den Vortritt. Ich war ganz perplex, hatte so ein Verhalten bei einem Bergführern irgendwie nicht erwartet. Mädelsvorteil!? Ich bedankte mich tausendmal, huschte vorbei und zog bald auch endlich vor Seilschaft Nummer zwei. Nummer eins war flink und so reihten wir uns endlich ein. Zwei Drittel der Tour waren da aber schon durch, etwas über zwei Stunden waren wir bis jetzt am Klettern.

Wuuuhahahahhaaaaa!!

Wie, schon Gipfel!?Ich übernahm zwischenzeitlich die Führung und musste fast lachen. Er hatte mit den paar Friends bestimmt 200 Klettermeter gemacht, bei mir war der Vorrat nach 80 Metern schon aufgebraucht. Dafür hatte ich mal wieder für ganz famose Seilreibung gesorgt. Zeitlich schenkte sich wohl auch wenig. Hach, ich bin einfach ein Koala. Er übernahm wieder, ich wieder in Highspeed-Krabbelmodus. Noch zwei schwerere Seillängen, dann würde es leichter. Vertieft krabbelte ich entlang von Rissen und Schuppen, der Fels wurde immer loser. Noch eine schwere Seillänge hatten wir vor uns.

Während ich noch grübelte, ob ich die nächste Seillänge wohl noch klettern will oder ob ich nicht einfach ihm die Führung überlassen wolle, krabbelte ich über eine Kante und sah… Das Gipfelkreuz!? Wir hatten wohl irgendwo eine der schweren Seillängen verloren, jedenfalls war Schluss mit Seil, vor uns lag nur noch etwas Geröll und dann der Gipfel! DER GIPFEL!! Grundschartner!!!! Gipfel! Raus aus den Schuhen. Gipfel!! HUNGER!! GRUNDSCHARTNER!! Pipiii!!

Da war ich schon!

Schrammacher, Olperer, Riffler... Alle da.Nach der standesgemäßen ulligundschen Ekstase, wenn a) man überraschend schon oben ist b) man gar nichts mehr Schweres klettern muss und c) man einen gaaaanz großen Punkt der Wunschliste erfüllt hat, flitzten wir noch vollends zum Gipfel und lümmelten ewig in herrlichem Sonnenschein herum. Olperer, Schrammacher, Riffler, da hinten der Großvenediger, da drüben die Zugspitze und da hinten, klar, König Glockner… Eine herrliche Fernsicht, Wahnsinn.

Einfach laufen.

Platten am Grundschartner im AbstiegWir sahen Seilschaft Nummer 1 bereits zielsicher absteigen und folgten Team Adidas in sicherem Abstand. Der Abstieg vom Grundschartner ist weitgehend weglos, ein Ortskundiger ist da ja nicht ganz verkehrt. Über Geröll und viiiiele Gletscherschliffplatten ging es hinab in tiefes Gras und durch einige Bäche, bevor es – tausend Höhenmeter bereits in den Knochen – anschließend wieder steil durch Latschen ging. Stoisch laufen, möglichst die Hitze ignorieren. Weitere Bachquerungen und wieder steil hinab. Jetzt zwar im Schatten, dafür mit Blase an der Ferse. Stoisch. Laufen. Ignorieren. Einfach laufen. Elf Stunden nach unserem Start erreichten wir die Kainzenalm und fanden uns inmitten zahlreicher Boulderer.

Ganz da oben hinten ist der Grundschartner Gipfel.Forststraße.

Talstraße.

Auto.

Chackawacka!! GRUNDSCHARTNER!! Am Auto die brennende Frage: Wars schlimm? »Naja… war schon nett.« Nächstes Mal also doch wieder Zinne 🙂 Egal, Ulligunde happy. Ich meine… Grundschartner! Geil!

Fazit

Happykrabbeltier!Es ist immer toll, sich große Tourenträume zu erfüllen. Die teils unentspannte Situation auf den ersten 400 Metern trübte leider die ganz große Begeisterung, es war eher Stress. Im Nachhinein hätten wir uns womöglich hinten einreihen und einfach chillen sollen – aber dass die anderen Seilschaften doch so flink waren, das war anfangs nicht abzusehen. Außerdem musste ich am Abend zur Zugspitze, denn dort wartete schon am nächsten Tag die Eisenzeit. Nichtsdestotrotz ist der Grundschartner eine sensationelle Unternehmung – lang, abwechslungsreich, nicht ganz leichter Kletterei und mit einem herrlichen Gipfel als Ziel. Insgesamt wäre diese Tour wohl im Frühjahr besser, wenn man im Abstieg noch Schneefelder hat. Trotzdem: Hinfahren. Machen! Eine tolle Tour!

 

Facts:

Zustieg womöglich über den Wanderweg zur Lahnkarhütte besser als weglos durch’s Bachbett. Für die Kletterei lohnt sich ein Satz Friends, wir waren mit 60 Meter Einfachseil unterwegs.

Einen Track zur Tour (inkl. unserem Verhauer) gibt’s hier. Start erst ab Bodenalm, da der Weg bis dorthin ohnehin in den Karten verzeichnet ist und ich Akku sparen wollte.

Das Ding ist ein Pauseklassiker. Dementsprechend viel ist los. Sehr früh oder sehr spät einsteigen, am besten nicht pünktlich zum Sonnenaufgang 😉

 

Im Traumland: Hochalmspitze Südpfeiler

$
0
0

„An dem Pfeiler oben hättest Du auch gerade aus hochgehen können! Aber na, gut habts ers gmacht!“. Groß und blond steht er in der Küche, die Muskeln spannen das T-Shirt, die schulterlangen Haare hängen im Mittelscheitel ins lachende Gesicht. Nicht allzu oft passiert es, dass sich Hüttenwarte gerade bei so einem Andrang so viel Zeit nehmen, aber Othmar plaudert über die alten Zeiten, die Lawine damals, die alles zerstörte, über den Großvater, der schon die Hütte bewirtete… „Du musst zum Eisklettern herkommen! Keine Lawinengefahr, tolle Linien!“ schwärmt er, während er seine Telefonnummer aufkritzelt. „Mixed, Eis, schwer, leicht… Kommts vorbei!“.

Unverkennbar: Der Südpfeiler zur Hochalmspitze.Nach etwas mehr als einer Stunde kam die Hütte schon in Sicht. Der Zustieg malerisch, eine sensationelle Gegend. Allein schon die Anfahrt durch das schmale Tal war eine Reise in das entlegene Norwegen. Tannen, hohe Wiesen, dazwischen ein wilder Bach… Dann irgendwann die Baumgrenze und kurz danach der erste Blick auf unser Ziel: Die Hochalmspitze. Markant fällt die Linie ins Auge, der Grat, der im Gletscher beginnt und direkt zum Gipfel zieht. So lange stand diese Tour auf meiner Wunschliste. Nachdem vorgestern der Grundschartner-Traum erfüllt wurde, sollte es heute der Südpfeiler werden. Das Wetter war zu perfekt, um diese Chance nicht zu nutzen.

Urige Hütte

Noch ein kurzer Crashkurs im Standplatzbau mit mobilen Sicherungsmitteln.Die Hütte war klein, urig, quirlig. Ein bisschen zu individuell für eine echte DAV-Hütte nach Lehrmeinung. Handgemalte Hinweisschilder, die Betten knarzten, eine Speisekarte? Fehlanzeige. Es gibt, was da ist. Und was da ist, das erklärt der junge Hiwi, wenn er denn mal Zeit hat. Aber alles okey, so groß ist die Hütte nicht, als das man nicht irgendwann was zu essen bekommt. Neben uns einige Slowenen, was die mehrsprachigen Hinweise erklärt. Aber klar, die Grenze ist hier nicht mehr weit weg. Mein östlichster Gipfel wird das morgen, fällt mir auf.

Ganz allein

Zustieg zur Hochalmspitze im ersten Tageslicht.Unser Wecker klingelte um fünf, eine halbe Stunde später starteten wir mit dem ersten Licht. Nach dem großen Andrang am Grundschartner wollten wir auf Nummer sicher gehen, außerdem sollte es heute Nachmittag gewittern. Doppelt falsche Befürchtung, stellte sich im Nachhinein heraus. Aber lieber zu früh als zu spät.

Wir wanderten still über die von Opa Baier liebevoll verlegte Platten, querten Bäche, genossen die ersten Atemzüge dieses neuen Tages. Das Gelände wurde gerölliger, es wurde mühsamer zu gehen. Der Gletscher ist inzwischen sehr weit oben, anseilen lohnt sich schon fast nicht mehr. Wir taten’s trotzdem, denn es lag immer noch Schnee drauf und auf einigen Fotos waren unverkennbar Spalten zu sehen. Vorsichtgunde.

Das muss lila sein.

Pause am ersten Standplatz, der wie gemacht für zwei Personen ist.Es wurde hell, es wurde warm. Den ersten Standplatz kletterten wir mit Steigeisen an, machten Pause, genossen. Was für eine herrliche Landschaft. Ich schreibe das oft, meine das auch immer so, aber diese Gegend hier, die ist wirklich traumhaft schön. Die Bergschuhe wanderten in den Rucksack, wir tauschten gegen Friends und Kletterschuhe. Das Ding wird häufig mit Bergschuhen gemacht, eine Sekunde hatte ich auch darüber nachgedacht. Aber schon auf den ersten paar Metern freute ich mich über die Patschen, stand auf Reibung, klemmte die Hand im Riss und versenkte den ersten Friend. Kurzer Blick. Lila, da müsste lila passen. Tat es und ich war etwas stolz auf all das, was ich in diesem Jahr in Cadarese gelernt hatte.

Cruisen

Cruising!Carmen kam nach, hatte ähnlich wie ich erste Anlaufschwierigkeiten, denn auch wenn das Gelände vermeintlich leicht war, zerrte der schwere Rucksack doch nach unten. Dann begannen wir zu cruisen, versenkten viele Friends und kaum Keile und wunderten uns immer wieder, wie schwer einem Vierergelände vorkommen kann. Es war natürlich nicht wirklich schwer, die Henkel waren riesig, aber trotzdem will die ein oder andere Platte gestanden werden und daran muss man sich immer gewöhnen. Noch dazu wollte man in diesem Gelände sicher nicht stürzen.

Carmen in der letzten Seillänge, bevor es leichter wird.Ich musste immer wieder daran denken, dass mir bei meiner DAV-Fortbildung eine Ausbildung zum Bergführer ans Herz gelegt wurde. Bergführer tänzeln hier mit Bergschuhen ganz easy hoch, während uns der ein oder andere Puster entfleuchte. Irgendwie enttäuschend, ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals diese Fähigkeit besitzen werde. Aber andererseits: Wir machen das zum Spaß, man soll sich nicht mit anderen messen. Andere jagen Schwierigkeitsgraden und Onsights hinterher, wir cruisen eben und genießen die Landschaft, das Wetter und die Abwechslung, die so eine alpine Tour bietet. Vergleiche Dich nicht mit anderen, höchstens mit Dir selbst, Frau Ulligunde. Hauptsache es bereitet Freude und Erfüllung.

Happy!

Im leichten Gelände kurz vor dem Gipfel der Hochalmspitze.Und die bereitete es. Die Kletterei war abwechslungsreich. Mal durch eine Verschneidung, mal durch Risse. Die Schlüssellänge war plötzlich mal richtig steil, aber mit dem richtig gefundenen Henkel doch gutmütig. Der Aufsteher in der folgenden Seillänge dafür vergleichbar schwer. Und danach: Orientierungsloses hochgetänzel, immer die Wahl zwischen dem großen und dem ganz großen Henkel. Zur Mittagszeit standen wir am Gipfel, wurden gespannt beäugt, denn weder gab es hier noch andere Alpinkletterer, noch weitere Mädelsseilschaften. Wir waren happy, auch wenn zwischenzeitlich dunkle Wolken über uns waberten.

Stonehopper

Kurz Kraxeln...Sicherheitshalber blieben wir nicht allzu lange, tauschten Kletterpatschen wieder gegen die dicken Bergschuhe und begannen den Abstieg. Zunächst Steinehüpfen, dann leichtes Klettern, wieder Steinehüpfen, dann kurze drahtseilversicherte Stellen. Geröll, endloses, grobes Geröll. Hüpf. Hüpf. Hüpf.

Es zog sich. Der Gletscher reichte schon lange nicht mehr bis zum Joch, ein Klettersteig war eingerichtet, all die Aspiranten, die den Detmolder Grat (ebenfalls ein Klettersteig) gemacht hatten, klinkten sich vorbildlich mit ihren Sets ein. Wir hatten sowas nicht, es war für uns nach all den Metern im Granit auch wirklich nicht nötig (wenn ich sowas mal sag!) und so versuchten wir möglichst ohne zu stören an den Menschen vorbei zu huschen. Gelang nur mittelmäßig, den ein oder anderen Kommentar bekamen wir ab. Aber für 20 Meter Fels eine halbe Stunde zu brauchen, das kam für uns nicht in Frage.

Deshalb machen wir das

Endloses Geröll!Das letzte Stück seilten wir ab, huschen über die verbliebenen paar Meter Gletscher und fanden uns wieder in: Geröll. Yibiaiejo. Über Platten und Geröll, Geröll und Platten oder wahlweise nur Geröll ging es hinab. Hüpf. Hüüüüpf. Gefühlt stundenlang, in echt wohl nicht ganz so lang. Es war anstrengend, es war heiß und einige der Menschen hier machten keinen allzu geländegängigen Eindruck (mehr). Wir schalteten um in den Modus „stoisches Weitergehen“ und gingen einfach nur. Gingen. Gingen.

Langer Abstieg.Und siehe da, irgendwann wechselte das Geröll tatsächlich in Gras, wir dankten bei jeder Platte in dem unteren Geröllfeld dem Opa Baier, der die hier verlegt hatte. Zieleinlauf. Bier. Kuchen. Liegestuhl. Sonnenschein. Schuhe aus! Wegen diesem Moment macht man das doch alles. „An dem Pfeiler oben hättest Du auch gerade aus hochgehen können! Aber na, gut habts ers gmacht!“ grinst uns der Othmar an und schiebt mir seine Nummer zu. „Kommts zum Eisklettern vorbei, das wird Euch taugen!“

 

Facts Hochalmspitze Südpfeiler

Topos zum Südpfeiler und zum ebenso schön aussehenden, benachbarten „Traumfänger“ (6a, gebohrt) gibt’s im Kletterführer Maltatal. Überhaupt ist das Tal definitiv eine Reise wert! Im Tal gibt’s von Sport- über Alpinklettern bis zum Eisklettern alles.
Ich würde die Tour eher im Frühjahr angehen, wenn die Geröllfelder noch schneebedeckt sind.
Ganz oben sind wir irgendwann links in Richtung Gipfelkreuz ausgequert, man kann aber auch einfach direkt am Grat bleiben. Festerer Fels.
Ein Set Friends bis blau (3) oder zumindest gelb (2) sind hilfreich. Keine Borhaken, insgesamt etwa fünf Normalhaken in verschiedenstem Verwitterungszustand. Spalten im Gletscher definitiv vorhanden. Erster Stand easy mit Steigeisen ankletterbar. Alternativ kann zum zweiten Stand von rechts reingequert werden.

 


Welche Ausrüstung ich bei solchen Touren derzeit dabei habe:
(Die ganze Übersicht gibt’s hier)



Venter Runde mit Ski

$
0
0

Die Backen tun weh. Die Bauchmuskeln auch. Die anderen gucken schon, weil an unserem Tisch so gelacht wird. Und „meine“ Jungs machen überhaupt keine Anstalten, heute noch damit aufzuhören, Sprüche zu klopfen. Seit sechs Tagen geht das so. Wer braucht bei so einem Team schon gutes Wetter!?

Das ist wieder so ullitypisch. Da kriegt man angeboten, eine Wunschlisten-Tour mitzugehen und anstatt zu zögern, weil man vier der fünf Jungs nicht kennt, kommt nur ein: Bin dabei! Was, wenn das alles elendsfitte Typen sind? Steilwandfans? Spaßbefreite Menschen? Sonst wie komisch?

Andererseits hat es bisher eigentlich noch immer gepasst, mit dem einen sowieso: Spätestens seit unseren diversen Blogger-Lachtreffen, Steigeisen-mitten-in-der-Wand-einstell-Aktion oder unser siebenstündigen Abseil-Irrfahrt ist klar, dass es mit dem Casi von Hochtourist.at eh immer gut wird. Also, Kopf aus, Ski ins Auto, ab nach Vent.

Get together

Nach gut einem Jahr Abstinenz war’s mitm Casi auf Anhieb wie früher. Und auch dieser Klaus ist mir direkt schon im Auto sympathisch. „Geil, Haribo! Ist da noch was drin?!“ und weg waren sie. Genau mein Niveau! In Obergurgl mussten wir dann auch gleich als Dank für einen kostenlosen Parkplatz die Tour erstmal mit einem Radler beginnen, bevor es bei herrlichem Sonnenschein durchs mittelmäßig malerische Skigebiet zur hübschen, voll belegten Langtalereckhütte ging. Schweinsbraten, weitere Radler, erste Bewährungsprobe für die Lachmuskeln. Das fängt ja schon mal gut an!

Schalfkogel

Nächster Morgen. Blauer Himmel. Große Vorfreude. Die erste Abfahrt mit den nagelneuen, spontan bereitgestellten Ski von Völkl wartet. Pickelharter Untergrund, steil. Ulligunde so gar nicht im Element. Oder liegt’s an den Ski!?

Durch die schmale Klamm verläuft der Wiederaufstieg in Richtung Sonne, die steile Querungen über hohen Felsen sah von unten schlimmer aus, als es letztendlich war. Trotzdem gab es innerlich ein Hoch auf Harscheisen. Und auf Casis Einstellung, der lieber zu früh als zu spät Harsch- und Steigeisen anzieht. Bei Männern ja nicht immer eine ganz so geläufige Eigenschaft. Schublade ahoi, ich weiß, ich weiß… 😉

Links, rechts, links

Die anschließende Spitzkehrenparty saugte mir direkt mal die gesamte Kraft aus den Muskeln. Vertrag ich die Höhe echt so schlecht?! Oder gehen wir so schnell!? Ja gut, wir gingen schnell. Selbst die Jungs schnauften. Hechelnd ging’s über den ausgesetzten Grat bis zum atemberaubend schönen Gipfel. Italien unterm Wolkenmeer, die Hintere Schwärze dem Finsteraarhorn in nichts nachstehend. Was. Für. Ein. Berg. Was für eine Landschaft! Ich könnte ja schon wieder vor Freude hüpfen. Vor lauter Staunen verging selbst den Jungs für einen Moment das Plappern. Für einen kurzen, sehr kurzen Moment zumindest.

Der Abstieg über den Klettersteig ging problemlos, die steile Stapferei durch Schnee hätte mir vor einiger Zeit wohl doch auch noch was ausgemacht. Cool! Und dann die Abfahrt: Firnoporno! Wie geil sind denn bitte diese Ski!? Jauchzend ging’s durch traumhaften Firn. „Du fährst definitiv schon besser als letztes Jahr!“. Stolzes Grinsen, ultrafröhliche Gunde. Ja wenn das der Meister sagt, muss es wohl stimmen! Sooo cool!

High-Five: Martin Busch Hütte

Irgendwie schafften wir es tatsächlich ohne Abschnallen bis unterhalb der Martin Busch Hütte. Allzu lang dürften die Schneeflecken wohl aber nicht mehr zusammenhängen. Nochmal ein paar hundert Höhenmeter stoischer Gegenanstieg, das Abklatschen fiel dem Radler in unseren Pfoten zum Opfer.
Suppe, Kaiserschmarrn, noch ein klein wenig mehr Hopfengetränk.
Ob mein Geld für die sechs Tage so überhaupt reichen wird?!

Einige lustige Bekanntschaften mit Steilwandtypen, quirligen Managern und rundum sympatischen Venter-Runde-Aspiranten aus Rosenheim (und Co.) versüßten den Abend, die Lachmuskeln bekamen noch ihr tägliches Training ab, bevor es zu einer einigermaßen menschlichen Uhrzeit in die Kojen ging. Vierer-Zimmer mit eigenem Waschbecken, selbst WLAN gäbe es, Dusche sowieso. Verzichtreiche Bergwelt? Hier wohl eher nicht mehr.

 

Der verfluchte zweite Tag

Der zweite Tag ist bei mir erfahrungsgemäß generell der schlimmste. Wenig Motivation, keine Kraft. Heute war aber alles anders, Klaus fragte gar entsetzt, ob wir gestern auch so schnell losgelaufen waren. Tempo runter, wir hatten ja Zeit. Und das Wetter spielte wohl eh nicht mit. Kurz vor dem Skidepot schlurfen wir im Nebel umher, das GPS wies den Weg. Wie viele Jahre ist es her, dass ich hier oben stand? Es war eine meiner allerersten Hochtouren. Wie viel Respekt ich damals hatte… Und wie viel sich seitdem getan hat! Es ist schön zu sehen.

Das wird schon noch!

Ein paar Stunden, eine hübsche Abfahrt und ein etwas weniger hübscher Aufstieg später haute mich der Wind am Hauslabjoch unterhalb der Fineilspitze direkt mal um. Hallo?! Wir sparten uns den Grat zur Fineilspitze und fuhren direkt in Richtung Bella Vista-Hütte ab.

Diese Ausrüstung war mit dabei:

Eine spannende Route inklusive überraschend steiler Querung. Querung? Abfahrt! „Ich glaub wir müssen doch da runter“ meinte der Casi noch, zögerte keinen Moment und setzte den ersten Schwung. Oida. Da runter? Was sind das, 45 Grad? Ich rutsche vorsichtig, traue mich nicht zu schwingen. Meister Casi wartete geduldig in der Hälfte des Hanges, redet gut zu. „Komm, mach einen Schwung! Oberkörper in Abfahrtsrichtung, Stockeinsatz, Fersen hoch!“. Oberkörper… Stock… Fersen!? Erste Kurve geklappt, vor lauter Freude im Stand fast umgekippt. Gleich noch eine Kurve. Noch eine! „Das wird schon noch!“ ruft der Meister beim lockeren Vorbeiwedeln zu. Deal!

La bella vista?

Per Gegenanstieg erreichten wir die Bella Vista und damit die restlichen drei Jungs in unserem Bunde. Gemeinsam mit der Truppe von gestern und ein paar spendierten Weinflaschen ging auch dieser Abend recht akzeptabel rum. Nur das mit der Wettervorhersage machte uns zu schaffen, es sah nicht wirklich gut aus. Und das, wo morgen das erste Highlight der Tour anstehen würde. Die Weißkugel! Einer der Berge, der schon so lang auf der Wunschliste stand! Ob wir vielleicht einfach Glück haben würden?

 

Glück: 0, Stimmung: 1

Kurz gesagt: Nein, hatten wir nicht, obwohl es zwischenzeitlich so aussah. Die letzten fünfhundert Höhenmeter steckten in Wolken, zweihundert unterm Gipfel kapitulierten wir im Nebel. Umswägg-Aktion im steilen Gelände, blinde Abfahrt per GPS. Mal wieder. Die unglaublich lange Strecke bis zum Hochjoch-Hospitz ging überraschend gut, wenn wohl auch nicht mehr allzu lang. Ein Königreich für ordentlich gewachste Ski!

An der Weggabelung trennten sich unsere Wege schon wieder: Die drei Jungs aus unserem Bunde stiefelten gemeinsam mit der netten Rosenheim-Fraktion zurück nach Vent, während Casi, Klausi und Ulligundi noch ein paar Höhenmeter auf Gras genossen. Dank der sensationell sympatischen Bewirtung wurde auch dieser Abend wieder wunderbar, die Bäuche spannten ähnlich wie die Lachmuskeln. Gehen den beiden eigentlich nie die Sprüche aus!?

 

Tag…fünf!?

Und dann kam auch schon Tag fünf. Fünf!? Wahnsinn, sind wir schon so lang unterwegs? Die Zeit verschwamm, wir mussten uns konzentrieren, um all die Erlebnisse noch richtig einzuordnen. Langsam mischte sich auch Wehmut in die Tour, denn morgen stand bereits der letzte Tag an. Wie konnte die Zeit so schnell vergehen? Und wie wird es sein, wieder in einem eigenen Bett ohne Ohropax zu schlafen? Kein klimpernder Gurt mehr an den Hüften, keine Kamera mehr im Anschlag, kein Nebel im Gesicht?!

Fluchkogel. Mal wieder.

Nach »nur« 1.100 Höhenmeter erreichten wir den Fluchtkogel. Im Nebel, natürlich. Die Abfahrt überraschte wie jeden Tag bisher mit richtig guten Verhältnissen, nach der Hälfte gab es meiner Meinung nach wohl doch ziemlich definitiv Powder! Und auch die Schwünge im Steilen gingen immer besser. „Halte die Hände so, dass du sie immer siehst…. Erikaaa, Du hast auch rechts nen Stock! …Schon besser! Viel besser!“. Grinsegunde, noch nie war ich so motiviert zum Skifahren! Das mit den Durchquerungen ist definitiv mein Ding. Mehr davon!

Genug davon?

Mehr davon gab es allerdings nicht mehr. Die Wolken rissen kurz nach unserer Ankunft auf der Vernagthütte auf, die Sonne grillte uns höhnisch auf der Terrasse bis zum Abend. Was genau machen wir eigentlich falsch!? Immerhin ging sich ein ausgelassenes Gespräch mit einer richtig lieben Leserin aus, die mir nun final die Zusage aus dem Ärmel leierte, endlich mal einen Foto-Workshop anzubieten. Na gut, na guuut! Die Chance, Bergprominenz Heinz Zak vollzuplappern, ließ ich mir natürlich auch nicht nehmen, auch wenn Quasselgunde ihn womöglich ganz leicht verschreckt hat. Huch 🙂

 

Abbruch

Die letzte Nacht war wegen der unsicheren Tourenplanung unentspannt. Schnee und dichte Wolken waren angesagt. Was soll der Aufwand, wenn wir nur im Nebel am Gletscher herumhirschen? Der Wecker klingelte ambitioniert früh, der Blick aus dem Fenster zeigte nicht nur gut fünf Zentimeter frischen Schnee, sondern dicken Nebel. Wir verschoben die Entscheidung auf nach dem Frühstück, verquatschten uns mit den großartigen Wirtsleuten und sprachen am Ende aus, was sich jeder von uns gedacht hat: Es hat keinen Wert. Wir steigen ab. Es ist doch verhext.

Wacholder-Fahrt

Zwei Stunden und ein paar denkwürdige Wacholder-Abfahrten später standen wir wieder in Vent. An dem Parkplatz, wo wir uns vor einer Woche getroffen hatten. Damals bei Sonnenschein und T-Shirt-Wetter. Jetzt hingen die Wolken tief, immer wieder schneite es. Wir grinsten dennoch breit. Auch wenn die zwei größten Gipfel nicht geklappt hatten, war es eine sensationelle Zeit. Ein großartiges Team, das perfekt zusammenpasste. Stets was zu Lachen. Eine grandiose Route. Und die Gewissheit, dass man sich von Tag zu Tag mehr an die Höhe und die Anstrengung gewöhnt.

Bis zum nächsten Jahr!

Und das Gute am diesjährigen Wetterpech: So haben wir schon einen Grund, uns spätestens in einem Jahr wieder zu sehen. Casimir, Klausebart, es war mir eine Ehre! Auf ein nächstes Mal!

 

 

Viewing all 34 articles
Browse latest View live